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Zank um Monopol

Wütende Fans von US-Superstar Taylor Swift bringen den grössten Konzertticket-Verkäufer in Bedrängnis

Taylor Swift und ihre Fans rütteln an der Vorherschaft des Konzertbillett-Verkäufers «Ticketmaster» – und einen sogar Demokraten und Republikaner.

Tayler Swift: Ihre Fans sind wütend und ziehen vor Gericht.
Bild: Keystone

Proteste sind in der US-Hauptstadt an der Tagesordnung – dass sie kaum jemand beachtet, auch. Nicht so an einem Dienstag Ende Januar: «Sag einfach Nein zu Ticketmaster!» prangte auf ­Plakaten vor dem US-Kongress in Washington. Der Name der grössten Plattform für den Verkauf von Konzert-­Tickets war rot durchgestrichen: Mit ihrer Protestaktion wollten die Demonstrantinnen den Rechtsausschuss des US-Senats zur Aufspaltung von Ticketmaster motivieren. Denn dieser sei ein wettbewerbsverzerrender Monopolist.

Aufsehen erregte die Aktion weniger wegen kartellrechtlicher Details als an der Provenienz des Protests: Aufgebrachte «Swifties», Fans des Pop- und Country-Superstars Taylor Swift, marschierten da auf. Sauer auf Ticketmaster sind sie seit letztem November, als der Vorverkauf von Taylor Swifts anstehender Tour «The Eras» im Fiasko endete.

Nachdem rund 14 Millionen Swifties stundenlang hoffnungsvoll in Warteschlaufen für teure Tickets mit exorbitanten Gebühren ausharrten, stieg die Ticketmaster-Software aus. Der Vorverkauf wurde ausgesetzt und gestoppt, wütende Swift-Fans standen mit leeren Händen da. Taylor Swift selbst meldete sich mit einer Protestnote. In einer Entschuldigung schob Ticketmaster die Schuld dem überwältigenden Andrang, unter anderem durch Bots, zu.

Das half nicht: Im Dezember lancierten einige Swifties eine Sammelklage gegen Ticketmaster und seine Mutterfirma, den Konzert-Promoter Live Nation. Ihre Monopol-Stellung habe die Konsumenten geschädigt. Umgehend zeigte sich die US-Senatorin Amy Klobuchar in einem Brief an Ticketmaster besorgt und leitete eine Antitrust-Anhörung vor dem Rechtsausschuss ein.

Joe Berchtold, CFO von Ticketmasters Besitzerfirma Live Nation, zeigte sich vor der Anhörung im Senat in schlechter Laune.
Bild: Keystone

Die dort gehörten Vorwürfe von Swifties und Künstlern sind nicht ohne. Über 90 Prozent des Konzertbetriebs in den USA sollen die 2010 fusionierten Ticketmaster und Live Nation beherrschen. Wegen Exklusivverträgen mit Konzertveranstaltern führt für Musiker und Fans beim (Ver-)Kauf von Eintrittskarten kein Weg an Ticketmaster vorbei. Das erlaubt Ticketmaster, über Gebühren die Konzertkartenpreise in die Höhe zu treiben – Swift-Tickets auf 449 Dollar, Sitze in der ersten Reihe auf fünfstellige Beträge.

Gelingt Swift und ihren Fans, was Pearl Jam nicht schafften?

Die Wettbewerbshüter vermuten hinter dem grossen Reibach ein unlauteres Monopol. Derlei Befürchtungen hatten schon bei der Fusion von Ticketmaster mit Live Nation im Jahr 2010 zu bislang nur teilweise implementierten regulatorischen Auflagen geführt, weshalb der Merger auf 2025 befristet ist.

Möglicherweise steht er nun auf der Kippe. Denn nicht nur Millionen enttäuschter Swifties stehen geschlossen gegen Ticketmaster. Wie Richard Blumenthal, Senator aus Connecticut, beim Hearing ätzte, hat Ticketmaster auch das Kunststück fertiggebracht, Republikaner und Demokraten des Senatsausschusses zu einen – gegen sich. Nun wird wohl das Department of Justice entscheiden, ob Ticketmaster/Live Nation wieder aufgespaltet wird oder «nur» neue regulative Massnahmen umsetzen muss. Zudem kommt im März die von Swift-Fans eingereichte Sammelklage in Los Angeles vor Gericht.

«They messed with the wrong fans» – Ticketmaster habe sich mit den Falschen angelegt, sagte Jennifer Kinder, die Anwältin der Ankläger, der «Washington Post». Bereits die Grunge-Band Pearl Jam (1992) und Bruce Springsteen (2009) waren wegen Wettbewerbsverzerrung gegen Ticketmaster ins Feld gezogen – allerdings erfolglos. Aber Pearl Jam und The Boss hatten auch keine Taylor-Swift-Fans.

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