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Seeklang Hergiswil

Seeklang-Konzerte: Unberechenbare Täter sorgen für viel «Phantasy»

Jesper Gasseling eröffnete die Seeklang-Saison in Hergiswil mit Freunden und prominenten Gästen: Ein mutiger Auftakt im Zeichen der Fantasie.

Ivan Podyomov, Solo-Oboist im Royal Concertgebouw Orchestra.
Bild: Renske Vrolijk

Sie sollten «spannend wie ein Krimi» sein, sagt Jesper Gasseling über die von ihm ins Leben gerufenen Seeklang-Konzerte in Hergiswil: mit «unberechenbaren Tätern (Komponisten), unergründlichen Motiven und Wendungen, unerwarteten Akzenten». Besser kann man es nicht ausdrücken, denn, was er zusammen mit Isabel Charisius, seit diesem Jahr Co-Intendantin, plant, ist so mutig wie fesselnd.

Zusammen mit dem Cellisten Jonas Vischi (Luzerner Sinfonieorchester) und Ivan Podyomov (Solo-Oboist im Royal Concertgebouw Orchestra) ist das Konzert am Sonntagabend wegweisend für die Kommenden. Das Publikum in der Aula Grossmatt wird in fantasievolle Klangmalereien gezogen. Mit «Belle Époque» und «Dangerous» gibt es dann im Oktober und November weitere Entdeckungen.

Benjamin Britten komponierte sein «Phantasy Quartet» mit 17 Jahren. Man meint, das Rollen der Steine im stürmischen Meer zu hören, träumerische Sehnsucht wechselt mit krass rhythmischen Ausbrüchen. Ivan Podyomov lässt seine Oboe schimmernd weich singen, setzt atemberaubende Koloraturen; die Streichinstrumente zelebrieren orchestrale Steigerungen, um dann in hingehauchtem Pizzicato zu verebben. All das ist auch in Mozarts Oboen-Quartett zu hören (als ob Britten Mozart im Ohr gehabt hätte), reiner Klang, schillernde opernhafte Szenen, betörende Intensität.

In der Serenade für Streichtrio von Ernst von Dohnanyi gelingt es Gasseling, Charisius und Vischi meisterhaft, die vielen Verzahnungen der Themen, die sich durch alle vier Sätze ziehen, klar herauszuspielen. Der scheinbar einfache Marsch lebt durch subtile Verschiebungen, die Melodie in der Romanza windet sich eindringlich durch alle Instrumente. Und aus himmlischer Entrückung wird am Ende irdisch-tänzerische Lebenslust.

Weitere Konzerte unter www.seeklang-festival.ch.

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