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Schweizer Filmpreis

"Ostrov" und "Olga" gewinnen Hauptpreise

Ein Schweizer Filmpreis im Zeichen der Aktualität: Die Auszeichnungen 2022 in den Kategorien Bester Dokumentarfilm und Bester Spielfilm gehen an "Ostrov" und "Olga" - Filme über Russland und die Ukraine.
Bild: Keystone/WALTER BIERI

"Ostrov - Die verlorene Insel" von Svetlana Rodina und Laurent Stoop ist am Freitagabend in Zürich mit dem Quartz für den Besten Dokumentarfilm ausgezeichnet worden.

Der Film zeigt das Leben auf einer russischen Insel, auf der das Leben einst blühte und nach dem Zerfall der Sowjetunion verglühte. Das einzige, was den Menschen zwischen landschaftlicher Kargheit, Trümmern und Arbeitslosigkeit geblieben ist, ist Stolz auf ihr Land und der Glaube an ihren "Retter" Wladimir Putin.

Das war, bevor Präsident Putin den Krieg in die Ukraine brachte. Inzwischen sei nicht nur Ostrov, sondern ganz Russland zu einer Insel geworden, so Svetlana Rodina über ihre Heimat. "Zu einer gefährlichen, erschreckenden Insel." Sie sei in all ihren Gedanken bei den Ukrainerinnen und Ukrainern und allen, die sich gegen das Regime Putins auflehnen, sagte die Filmemacherin weiter.

Was für ein emotionaler Moment, als wenige Minuten später "Olga" von Regisseur Elie Grappe den Preis für den Besten Spielfilm bekommt. Der Film, der für die Schweiz ins Oscar-Rennen gegangen wäre, hat nun stattdessen in allen Kategorien gewonnen, in denen er nominiert war: Bester Spielfilm, Bestes Drehbuch, Bester Ton.

"Olga" erzählt von einer ukrainischen Turnerin, die ihre vielversprechende Karriere im Schweizer Nationalteam aufgibt, um sich 2014 in ihrer Heimat politisch zu engagieren. Hauptdarstellerin Anastasia Budiashkina, der in den letzten Wochen die Flucht von der Ukraine in die Schweiz gelungen ist, bedankt sich unter Tränen für den Preis. "Die Situation ist sehr unangenehm. Es ist nicht schön", sagt sie.

Erfolgreiche Laienschauspielerinnen

Der Krieg ist auch in der Laudatio der Zürcher Stadtpräsidentin und diesjährigen Präsidentin der Association Quartz Genève Zürich, Corine Mauch, ein Thema. Sie bedankt sich bei allen, die starke Zeichen für Frieden, Freiheit und Demokratie setzen, bevor sie den Besten Darsteller verkündet.

Pablo Caprez setzt sich in dieser Kategorie gegen die früheren Preisträger Joel Basman (2008) und Sven Schelker (2015) durch. Und sorgt dafür, dass der achtfach nominierte Film "Soul of a Beast" an dem Abend immerhin drei Quartze abholt: ausser seinem - für den Besten Darsteller - auch noch für die Beste Kamera und die Beste Filmmusik.

Ausserdem kommt, wie immer ganz unverhofft, der Spezialpreis der Akademie hinzu. Dieser geht an die Szenenbildnerin Nicole Hoesli, die laut Jury "ein filmisches Milieu, in dem Wirklichkeit und Traum geschmeidig ineinander fliessen", schuf.

Als Beste Darstellerin wird Claudia Grob für ihre Rolle in "La Mif" ausgezeichnet. Dass die pensionierte Heimleiterin bekannte Schauspielerinnen wie Marie Leuenberger und Ella Rumpf hinter sich lässt, ist bereits das zweite kleine Wunder des Abends.

In der Kategorie Beste Nebendarstellung hat sich kurz zuvor Anaïs Uldry durchgesetzt. Auch sie spielt in "La Mif", und auch sie ist eine Laiendarstellerin. Insgesamt hat das Sozialdrama "La Mif" von Frédéric Baillif somit drei von sechs erhofften Auszeichnungen gewonnen. Einen Quartz darf der Regisseur selbst für die Beste Montage nach Hause nehmen. (sda)