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Ausstellung

Photo Elysée ehrt Josef Koudelka

In der Ausstellung "IKONAR. Konstellationen des Archivs" zeigt Photo Elysée das Werk von Josef Koudelka. Das Lausanner Museum widmet dem tschechisch-französischen Fotografen eine Retrospektive.
Bild: Keystone/LAURENT GILLIERON

Für Nathalie Herschdorfer, Direktorin von Photo Elysée, handelt es sich um "eine Legende der Fotografie", die in dieser ersten Ausstellung auf dem Gelände der Plateforme 10 gezeigt wird. Die Retrospektive sei aus der akribischen Erforschung von Josef Koudelkas persönlichem, 30'000 Kontaktbögen umfassenden Archiv entstanden.

Daraus wurden mehrere Serien zusammengestellt, alle in Schwarzweiss. So etwa "Gitans", in der der Fotograf in Roma-Gemeinschaften lebende Menschen "wie Theaterschauspieler" festhielt, wie Kurator Lars Willumeit an der Medienkonferenz vom Donnerstag erklärte.

"Er baute über Jahrzehnte hinweg Beziehungen zu diesen Gemeinschaften auf. Eine davon gab ihm den Spitznamen Ikonar (Ikonenmacher), weil sie seine Fotos in Gebetshäusern verwendete", fuhr der Kurator fort. Dieser Spitzname dient denn auch als Titel der Ausstellung.

Nach der Welt der Roma geht die Ausstellung in den Abschnitt mit dem Titel "Invasion 1968" über den sowjetischen Angriff auf Prag über, ein Ereignis, das Josef Koudelka im Auftrag der Agentur Magnum dokumentierte. Seine Bilder wurden in der ganzen Welt gesehen, aber sie verursachten auch "einen Bruch" in seinem Leben, fuhr Lars Willumeit fort.

Josef Koudelka musste aus der Tschechoslowakei fliehen und begann ein Leben als Nomade. Seine "Exile" ziehen sich wie ein roter Faden durch einen anderen Teil der Ausstellung, in dem der Fotograf das Ende und die Einsamkeit zeigt. Wie bei den Roma verweilt er vor allem bei Menschen, die am Rande der Gesellschaft leben.

Beweise für die Existenz des Gesehenen

Josef Koudelka, der in Lausanne anwesend war, um diese Retrospektive – seine erste in der Schweiz seit 1977 – zu begleiten, erklärte, dass es ihm immer gefallen habe, "Dinge, die verschwinden", die Lebensweise bestimmter Gemeinschaften oder auch die Ruinen archäologischer Stätten festzuhalten.

Er betonte auch seine Verbundenheit mit den "Symbolen der Freiheit", vor allem wenn sie angegriffen werden wie 1968 in Prag oder in seinen Bildern, die die "Mauern" zwischen Palästinensern und Israelis zeigen. Für den Tschechen, der auch die französische Staatsbürgerschaft besitzt, muss ein gutes Foto "in das Gedächtnis" des Betrachters eingehen: "Dann kann man es nicht mehr vergessen".

Die Frage des Vergessens ist für den 84-Jährigen, der der Flut von Digitalfotos skeptisch gegenübersteht, wichtig: "Was wird davon übrig bleiben?", fragt er sich, obwohl er eine rigorose Archivierung anerkennt. Ein Archiv, das beweist, dass "alles, was ich gesehen habe, existiert, dass ich es nicht geträumt habe", sagte er.

Die Ausstellung "Ikonar. Konstellationen des Archivs" wird am morgigen Samstag eröffnet und dauert bis zum 29. Januar 2023. (sda)