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CD-Besprechung

Neues von der St. Galler Band Stahlberger

Manuel Stahlberger hat sich vom Beobachter mit Weitblick wieder den absurden Alltagsgeschichten an den Rändern zugewandt. Mit "Dini zwei Wänd" veröffentlichte die Band um den St. Galler Künstler ihr viertes Album - ein Langzeitprojekt.
Heimspiel: Das vierte Album der St. Galler Band Stahlberger erscheint am 8. März. CD-Taufe ist wie immer im St. Galler Konzertlokal Palace.
Bild: Adrian Elsener/Eisbüro

Es war und ist eine "Mission of Love": Vor zehn Jahren veröffentlichte Manuel Stahlberger mit seiner Band das Debüt-Album "Rägebogesiedlig". "Tiefschürfende Songs und der 'Salzburger Stier' werden den 34-jährigen St. Galler weit nach oben katapultieren", hatte die Schreibende damals prophezeit.

Zehn Jahre und drei Alben später hat der Liedermacher mit St. Galler Slang zwar die Schweiz nicht im Sturm erobert, seine verspielten Mundarttexte sind weiterhin so überraschend wie naheliegend und trotzdem so unerreicht.

Ein "Band-Ding"

Das zweite Album "Abghenkt" (2011) kam weniger ausschweifend, dafür verspielter daher. Die Texte waren verdichtet, es wurde viel "grüblet". Das dritte Album "Die Gschicht isch besser" (2014) wurde ein "Band-Ding": Die fünf Musiker beschlossen, das Album selber zu produzieren, die musikalischen Einflüsse jedes Einzelnen bekamen mehr Raum.

Auf dem vierten Album - fünf Jahre später - fühlt sich der Stahlberger-Sound noch ausgefeilter an, noch elektronischer, noch tanzbarer. Kein Wunder: Für "Dini zwei Wänd" ging die Musiker während knapp eines Jahres immer wieder ins Studio - Song für Song fügten sich Sound und Text zusammen. Auch bei der Produktion vertraute das Quintett wieder auf sich selbst.

Zäch und schwer

"Än ewige Sirup zäch und schwer" singt Manuel Stahlberger in "Munzigi Teili" und liefert die beste Zusammenfassung des Albums. Die Texte des 44-Jährigen sind Literatur fürs Ohr und der Beweis, dass sich jeder Dialekt für Songtexte eignet. Stahlberger öffnet Bilder- und Gefühlswelten, wie sie jeder kennt: "I de Poscht wieder numme Werbig und en Wurtschguetschi" ("Mission of Love") oder "Ihri Wohnig isch es Aquarium und sie isch en chline Fisch... und irgendwenn verschwinnt sie im Bode, immene Spalt" ("Chline Fisch").

Die Grundstimmung ist "bodenlos", die Geschichten sind oft unfertig. Ob Traum oder Lebenserfahrung lässt der Sänger offen. Für einmal darf auch die utopische Note, die seiner Heimatstadt St. Gallen abgeht, nicht fehlen: "Alles gehört jetzt allne, alles isch neu sortiert", singt Stahlberger in "Über Nacht isch en Sturm cho".

Die ausgedehnten Touren und die diversen Solo-Projekte wirkten sich positiv auf die Live-Shows von Stahlberger aus. Von St. Gallen bis Bern hat die Band inzwischen eine grosse Fangemeinde und kann es sich leisten, in ausgewählten Clubs zu spielen. Die CD-Taufe wird am 19. und 20. April zum Heimspiel: viertes Album, vierte Palace-Premiere, doppelt ausverkauft, wird es heissen. (sda)