"Ich weiss um die luxuriöse Position, in der ich war, ich konnte mir diese Chance buchstäblich leisten, andere konnten das nicht", sagte der Pianist, der unter anderem mit der Einspielung sämtlicher Beethoven-Sonaten (2019) berühmt geworden war. "Für andere war das eine ausschliesslich dunkle Zeit." Er selbst habe aber feststellen dürfen, "was es heisst, mehr Raum zu haben". Damit habe auch seine Entscheidung zu tun, weniger Auftritte zu absolvieren. "Ich habe im Vergleich zu Kolleginnen und Kollegen relativ spät angefangen, sehr viele Konzerte zu spielen. Das erste Jahr, wo ich wirklich viel gespielt habe, da war ich 26. Seitdem waren es Jahre von höchster Geschwindigkeit und Intensität."
Nun brauche er mehr Raum: "Ich möchte Zeit und Ruhe haben, um auch andere Dinge zu machen. Damit ein Konzerterlebnis idealerweise immer frisch, neu und inspiriert bleibt, dazu muss es Freiräume geben. Wenn es die nicht gibt, gerät man in die Mühle der Routine. Deshalb: Weniger und bewusster. Mehr durchatmen." Levit ist auch politisch engagiert und meldet sich etwa gegen Antisemitismus und Rechtsextremismus zu Wort. Einen Gang in die Politik schliesst er aber aus. "Dass ich wahrnehmbar aktiv bleibe, das steht ausser Frage, aber dass ich mich institutionell einbinden lasse - nein."
Am 9. September erscheint Levits neues Album "Tristan" mit Werken von Hans Werner Henze, Richard Wagner, Gustav Mahler und Franz Liszt. Am 6. Oktober soll der Dokumentarfilm "Igor Levit - No Fear" von Regina Schilling herauskommen. (sda/dpa)