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Pop-Kolumne

Künzlis Schatztruhe: Das vergessene Album von Rumpelstilz «Fätze U Bitze Vo Geschter U Jitze» (1978) verdient eine Rehabilitation

Als die Mundart-Rock-Pioniere um Polo Hofer, Hanery Amman, Schifer Schafer und Küre Güdel das Album aufnahmen, waren sie heillos zerstritten und faktisch schon getrennt. Trotzdem enthält es einige musikalische Perlen.

Unser Autor mit der Platte.
Bild: kk

«Vogelfuetter» (1975) war das erste Album von Rumpelstilz, «Füüf Narre im Charre» (1976) das Erfolgreichste und «La Dolce Vita» (1977) das Beste. «Fätze U Bitze Vo Geschter U Jitze», das Doppelalbum von 1978 wurde dagegen zum kommerziellen Flop. Der Misserfolg war so gross, dass es heute weder physisch noch in den Streaming-Portalen verfügbar ist. Es ist vergessen gegangen. Zu Unrecht! Es ist Zeit für eine Rehabilitation.

1977 landete Rumpelstilz mit der hochdeutschen Version von «Kiosk» einen Hit, weshalb Phonogramm Deutschland die Bärner Giele als Blödler- und Hinterwäldler-Truppe ganz gross rausbringen wollte. Die für Rumpelstilz so typische, multistilistische Ausrichtung zwischen Pop, Rock und Jazz kam unter Druck. Musikalische Qualität zählte nicht mehr. Gefragt waren Hits, Hits und nur noch Hits.

Es kam zum Richtungsstreit. Hier die Musikerfraktion um Schifer Schafer, Hanery Amman und Kurt Güdel. Dort die Kommerzfraktion um Polo Hofer, Manager Peter Wälti und Produzent Eric Merz. Erschwerend wirkte ein anschwellender Knatsch um Suisa-Gelder. Schafer, Amman und Güdel fühlten sich gegenüber Hofer benachteiligt, der den Löwenanteil der Songgelder einsackte.

Als die Band ins Studio ging, um die Musik für «Fätze U Bitze Vo Geschter U Jitze» aufzunehmen, war sie heillos zerstritten und faktisch schon getrennt. Das Doppelalbum verdeutlicht die in zwei Lager gespaltene Band: Auf der ersten Platte ein Livemitschnitt vom Atlantis Basel 1977, in der Polo die Hauptrolle spielte. Auf der zweiten neun Stücke, die als Soundtrack für den Spielfilm «Kleine frieren auch im Sommer» vorgesehen waren. Polo Hofer kam nur noch ins Studio, um seine drei Gesangsparts einzusingen.

Im Mittelpunkt standen fünf famose, jazz-rockige Instrumentals mit dem Basler Saxofonisten der Extraklasse Andy Scherrer. Dazu mit «Sunntigs-Chind» ein potenzieller Hit von Küre Güdel, den der Schlagzeuger gleich selbst als Leadsänger interpretierte.

Das Album hatte keine Chance. Es floppte, weil die Kommerzfraktion kein Interesse mehr daran hatte, die Scheibe zu vermarkten. Denn mit Polo Hofers Schmetterding und den Musikern von Span stand bereits ein neuer, vielversprechender Trumpf in den Startlöchern. Ein Wiederhören lohnt sich. «Fätze U Bitze Vo Geschter U Jitze» hat eine zweite Chance verdient.

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