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Bildband

Ist es möglich, Angler zu verstehen? Der Bildband «Ein Mann, ein Fisch» kann helfen

Der Fischer liebt seinen Fisch, oft fotografiert er sich mit ihm liebevoll. Was dabei herauskommt – und was nicht – zeigt ein witziger, philosophisch satirischer Bildband.

«Kein anderes Hobby befriedigt so intensiv die vermeintlichen Urbedürfnisse des Mannes und festigt ihn so in seinem Selbstverständnis als Versorger und Abenteurer», heisst es im Vorwort.
Bild: Herman Seidl / Dumont Verlag

Bisweilen findet man auf den Regionalseiten dieser Zeitung noch Fotos von Fischern, die ihre Beute stolz präsentieren. Fischerinnen, obwohl am Wasser durchaus ab und zu anzutreffen, sind es nie. Ein famoser Bildband voller Fotos mit gefangenen Fischen heisst denn auch «Ein Mann, ein Fisch – Angler und ihre Beute».

Nichts wird da gegendert, im Vorwort heisst es unmissverständlich, die Tragweite des Angelsport erklärend: «Kein anderes Hobby befriedigt so intensiv die vermeintlichen Urbedürfnisse des Mannes und festigt ihn so in seinem Selbstverständnis als Versorger und Abenteurer.» Bezeichnenderweise zeigt das Titelbild einen Fischer im Blumenhemd, der einen Zander so am Schwanz hält, dass er seine Frau im Hintergrund verdeckt.

Doch siehe da, nicht nur im Kapitel «Wahre Liebe» (ja, das Buch hält überraschende Kapiteltitel parat!) posieren Frauen mit ihren Männern, sondern da hält durchaus auch mal eine Frau den Fisch. Ob allerdings der Fisch oder die Frau damit präsentiert werden soll, ist nicht immer klar. Doch wer als Leitidee die Maxime «Der Fehler als Chance» hat, dem muss ein grossartiges Buch gelingen. Und so zeichnen sich denn Herman Seidl und Max Garzarolli als überaus witzige, gar philosophisch satirische Gestalter eines Bildbandes aus, den man nicht eher weglegt, als dass das kleinste Foto bestaunt ist.

Seidl/Garzarolli: Ein Mann, ein Fisch – Angler und ihre Beute, Dumont 2023, 142 Seiten.

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