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KKL Luzern

Menschenrechts-Orchester trumpft mit Beethovens Freudenhymnus und einem Luzerner Chor auf

Das praktisch ausverkaufte Benefizkonzert des Human Rights Orchestra im KKL kam auch der Luzerner Chorszene zugute: Das erweiterte Ensemble Corund gab der Idee eines erweiterten Luzerner Gemeinschaftschors neue Perspektiven.

Grossaufmarsch für Beethoven: das Human Rights Orchestra mit Topsolisten und Luzerner Grosschor im Konzertsaal des KKL.
Bild: Bild: zvg

Die Aufführung von Beethovens neunter Sinfonie durch das Human Rights Orchestra brachte am Mittwoch auch mit dem prominent besetzten Solistenquartett internationalen Glanz in den praktisch ausverkauften Konzertsaal des KKL. Und es war doch auch ein Luzerner Abend. Denn im Chorfinale wirkte unter dem Namen «Human Rights Choir» ein Extrachor mit, den Stephen Smith, Leiter des Ensembles Corund Luzern, zusammengestellt und einstudiert hatte. Und der einen neuartigen Höhepunkt, aber auch eine Wende markierte.

Auch die Geschichte des Human Rights Orchestra ist indirekt mit Luzern verbunden, nämlich mit Claudio Abbado und seinem letzten, weltweit gefeierten Orchesterprojekt, dem Lucerne Festival Orchestra. Nach dessen Vorbild versammelte Solo-Hornist Alessio Allegrini im Human Rights Orchestra Musiker aus europäischen Spitzenorchestern und aus dem mit Abbado eng verbundenen Orchestra Mozart. Im Advisory Board des Orchesters wird denn auch an erster Stelle Claudio Abbado genannt – vor viel aktueller Klassik-Prominenz bis hin zu Simon Rattle. Sie alle unterstützen die Idee, dass hier Musiker unentgeltlich auftreten, um mit dem Erlös der Benefizkonzerte humanitäre Projekte im Bereich der Menschenrechte zu unterstützen.

Dafür ist Beethovens neunte Sinfonie natürlich ein Werk der ersten Wahl. Den Anspruch, den es stellt, führte schon im formellen Begrüssungsteil der Redner Manfred Nowak bis in die Gegenwart weiter. Der für die UNO tätige Menschenrechtsanwalt stellte das Werk in eine Reihe mit der US-amerikanischen Gründungsverfassung und der Französischen Revolution. Diese nämlich pochten im ausgehenden 18. Jahrhundert auf das Recht «auf ein gemeinsames Glück aller Menschen», das auch Beethoven mit seinem brüderlichen Freudenhymnus beschwört. In der universellen Erklärung der Menschenrechte durch die UNO 1948, so Nowak, fehlt dieser Glücksanspruch und wurde quasi durch das kapitalistische Credo vom Wirtschaftswachstum ersetzt, das alle Bedürfnisse befriedige.

Luxuriös besetztes Solistenquartett: Rahel Harnisch, Marie-Claude Chappuis, Giovanni Sala und Dietrich Henschel.
Bild: Bild: zvg

So fand man sich schon in der musikalisch mit Rossini und Morricone umrahmten Begrüssung mitten in Beethovens Sinfonie. Und Allegrini führte diesen kämpferischen Anspruch musikalisch aus dem Stand heraus weiter. Es war eine energisch, mitunter auch riskant vorangetriebene und bei aller Klangmacht nie massige Wiedergabe. Sie fand im Goldton der vorzüglichen Holzbläser auch zu wunderbarer Ruhe und wurde von den phänomenalen Trompeten auf die glanzvolle Spitze getrieben.

Auch im Sängerischen internationales Format

Im Finale behauptete sich das mit Rahel Harnisch, Marie-Claude Chappuis, Giovanni Sala und Dietrich Henschel luxuriös besetzte Solistenquartett mühelos gegen «diese Töne» und blühte innig und überschwänglich auf. Wie aber würde der Chor in diesen sinfonischen Schneid hineinpassen? Unter den Sängern erkannte man viele bekannte Gesichter aus Luzerner Chören, vom Theater und eben vom Ensemble Corund, das in Luzern kaum je in solchen grosssinfonischen Projekten zu hören war. Und siehe da: Dieser erweiterte Corund-Chor trumpfte mit einer Klangmacht auf, die internationales Format hatte und – mit gut 40 Sängerinnen und Sängern – Strahlkraft mit Transparenz ideal verband. Vor Gott öffneten sich alle Schleusen, das Sternenzelt flimmerte weit und die Millionen wurden mit Schwung und immer neuen Energien umschlungen. Die seit ein paar Jahren immer wieder aufflackernde Idee eines Luzerner Gemeinschaftschors bekam hier eine neue Perspektive.

Der Luzerner Grosschor mit vielen bekannten Gesichtern wurde einstudiert vom Ensemble-Corund-Leiter Stephen Smith (hinten ganz rechts).
Bild: Bild: zvg

Einen Wendepunkt signalisierte dieser Auftritt, weil das Ensemble Corund am 27. Mai in der Matthäuskirche sein 30-Jahr-Jubiläum feiert, aber danach seine eigene Veranstaltungstätigkeit beenden wird. Als Empfehlung für Engagements, für die es weiter zur Verfügung steht, kam dieser Auftritt im rechten Moment. Ein weiteres steht zudem an: Am Samstag, 3. Juni, 19.30 Uhr, wirkt das Ensemble Corund im Stadthaus Winterthur in Haydns Schöpfung (mit dem Musikkollegium Winterthur) mit.

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