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Michael Haefligers Rücktritt beim Lucerne Festival kommt zur richtigen Zeit

Michael Haefliger beendet seine Intendanz von Lucerne Festival Ende 2025. Der Rücktritt war erwartbar.

Der angekündigte Rücktritt von Michael Haefliger als Intendant von Lucerne Festival überrascht nicht, aber markiert eine historische Zäsur. Er wird bis 2025 das grösste Schweizer Klassikfestival 26 Jahre lang nachhaltig geprägt haben. Mit der Gründung des Lucerne Festival Orchestra und der Academy spielte er eine Pionierrolle und nahm im Intendanten-Ranking früh einen Spitzenplatz ein bis hin zu einem Ruf nach Salzburg. Wer ein solches Erbe hinterlässt, kann in Ehren zurücktreten.

Erwartbar war der Rücktritt aber auch, weil sich Lucerne Festival in einer Umbruchphase befindet. Sie begann mit internen Querelen und der Abschaffung der Ostern- und Piano-Festivals. Dann stoppte Corona den Aufbruch mit neuen, vielversprechenden Satellitenfestivals und leitete eine «Lame-Duck»-Phase ein. Denn die schliesslich realisierten Kurzfestivals setzten das neue Konzept auf Sparflamme um, die Neuorientierung im Jugendbereich greift noch nicht.

Für einen Stabwechsel ist die Zeit günstig, weil gerade die Suche nach einem jüngeren Publikum und Klassik-Einsteigern längerfristige Aufbauarbeit braucht. Diese Öffnung muss für die neue Intendanz ebenso eine Herzensangelegenheit sein, wie sie sich der Stiftungsrat für das klassische Kerngeschäft und den Umgang mit Sponsoren wünscht. So herausfordernd diese Suche nach der Haefliger-Nachfolge auch wird: Dann könnten Luzern und sein Festival abermals zu einer Pionierrolle finden, wie sie die ganze Klassikbranche dringend braucht.

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