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Tatort-Kolumne

Für einen wirklich spektakulären Thriller sind die Dresdner «Tatort»-Ermittlerinnen vielleicht zu bodenständig

Die routiniert inszenierte Folge «Katz und Maus» bringt die amerikanische Verschwörungsbewegung QAnon nach Deutschland.

«Tatort aus Dresden – Katz und Maus». Sonntag, SRF 1, 20.05 Uhr
Bild: Das Erste

Titelsetzung ist ja so wichtig. Auch bei einer Zeitung kann man davon ein Lied singen, manchmal ein Klagelied, in seltenen Fällen das Hohelied. Eine attraktive, originelle Schlagzeile lockt an, verführt, baut erwartungsvolle Spannung auf das auf, was da noch folgen mag.

Bereits der Titel der neuen «Tatort»-Folge aus Dresden deutet an, dass uns hier ein solider wie unspektakulärer Thriller erwarten könnte: «Katz und Maus». Und tatsächlich haut einen die routiniert inszenierte Folge kaum aus den Socken. Über die im Genre üblichen Gewohnheiten ragt hier wenig heraus, sieht man von einer intensiven Szene zwischen dem Antagonisten und seiner Tochter ab. Das ist gerade angesichts des bizarren Themas etwas verschenkt.

Schliesslich bewegt sich der Fall inhaltlich am Puls der Zeit. Eine Boulevardjournalistin wird von einem Verschwörungstheoretiker entführt, später erwischt es noch jemanden aus dem Kreis der Dresdner Polizei. Die beiden Kommissarinnen Winkler (Cornelia Gröschel) und Gorniak (Karin Hanczewski) müssen einen Wettlauf gegen die Zeit gewinnen, wobei auch ihre jeweiligen Ermittlungsansätze auf die Probe gestellt werden.

«Katz und Maus» bringt die amerikanische Verschwörungsbewegung QAnon nach Deutschland. Ein Bestandteil von deren Wahnglauben: Die politische Elite lässt systematisch Kinder entführen, um ihr Blut als Verjüngungskur zu nutzen. Und das ist nur die Spitze des irren Gedankenkonstrukts. Womöglich sind die Dresdner zu bodenständig, um einer derartigen Realitätsverweigerung etwas anderes als entsetzte Ratlosigkeit entgegenzuhalten.

«Tatort aus Dresden – Katz und Maus». Sonntag, SRF 1, 20.05 Uhr. Wir geben drei von fünf Sternen.

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