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Popkultur-Glosse

Fortsetzungen sind Hollywoods Geldesel und sie lassen nur noch heisse Luft raus – oder?

Filme sind Geschmackssache. Aber Fortsetzungen sind nicht mein Geschmack. Spätestens nachdem die eigentlich perfekte «Toy Story»-Trilogie ums Verrecken erweitert werden musste und jeglicher Charme dabei flöten ging. Und doch gibt es einen Lichtblick am Kino-Horizont.

Der vierte Teil von «After» ist raus: «After Ever Happy». Ja, der Film heisst wirklich so und macht ungefähr gleich viel Sinn, wie der Inhalt. Wer noch nie von diesem Film gehört hat: Kein Problem. Es geht um Fortsetzungen. Und die Frage: Könnt ihr mal damit aufhören?!

Aber zuerst kurz zu «After»: Die Verfilmung der gleichnamigen Buchreihe, hat wiederum als Fanfiction angefangen. Die Autorin hat sich dabei fröhlich selbst in eine Beziehung mit Sänger Harry Styles geschrieben. In «After» heisst Harry aber Hardin und ist kein Musiker, dafür hat er ein gewaltiges Aggressionsproblem. Er und Tessa verlieben sich, streiten sich, haben Sex, streiten sich wieder und Harden schmeisst irgendwas gegen die Wand. Romantisch. So läuft das über vier Filme.

In vier «After»-Filmen leben Hardin und Tessa ihre toxische Beziehung aus. Das kommt so gut an, dass ein weiterer Teil in Arbeit und ein Prequel geplant sind.
Bild: Praesens Film

Viel Drama, wenig Inhalt. Das ist in Serien kein Problem. Da soll es ewig weiter gehen, auch wenn jeglicher Sinn längst das WC runtergespült wurde. «Gute Zeiten, schlechte Zeiten» gibt es zum Beispiel immer noch! Aber Filme sollen eigentlich enden.

Gute und grauenhafte Beispiele

Klar, es gibt Fortsetzungen, die Sinn machen. «Harry Potter» war von Anfang an als mehrteilige Filmreihe geplant. Die Batman-Trilogie «The Dark Knight» war top. «Aliens» konnte problemlos mit «Alien» mithalten – auch wenn es danach gewaltig bergab ging.

Und es gibt sogar Fortsetzungen, die fast besser sind als das Original. So wie «Stirb Langsam: Jetzt erst recht». Und auch das vielleicht berühmteste Filmzitat stammt aus einer Fortsetzung. Denn Darth Vader sagt erst in «Star Wars: Das Imperium schlägt zurück» zu Luke: «Ich bin dein Vater.»

Doch oft wird eine Filmreihe mit jedem Teil schlechter. Bestes Beispiel: «Jurassic World». Man hat das Gefühl, man muss jeden Film sehen, weil man ihn ursprünglich mal gut fand. Nur um am Ende mit leerem Blick da zu hocken, weil jegliche Seele aus der Story herausgeprügelt wurde.

Ob «Jurassic Park» oder «Jurassic World»: Dieses Brüllen kennen wir.
Bild: Keystone

Anderes Beispiel: «Rambo». Das Original von 1982 war mehr Drama als Actionfilm. Aber als man gemerkt hat, dass viel Bumbum funktioniert, wurde Stallone das rote Stirnband an den Kopf geklatscht und los gings mit dem herum Geballere.

Rambo verkam in fünf Filmen zwischen 1982 und 2019 zum Cliché.
Bild: Imago Images

Ein bisschen Grund zum Optimismus

Warum sind so viele Fortsetzungen schlecht? Wie so oft, heisst die Antwort: Geld. Wenn die Macher merken, dass etwas Geld einbringt, schreien sie wie mein Dreijähriger nach dem fünften Mal «Feuerwehrmann Sam»-Intro: «Nochmal!» Und es muss möglichst schnell eine Fortsetzung aus dem Boden gestampft werden. Sogar, wenn dafür die eigentlich tote Hauptfigur irgendwie wieder zum Leben erweckt oder gleich alles bisher geschehene einfach ignoriert wird. Und am Schluss landet man bei einem sinnfreien Titel wie «After Ever Happy».

Aber: Diese Woche ist der zweite Trailer zu «Wakanda Forever» erschienen. Eine Fortsetzung, die es schwerer nicht haben könnte: Einen zweiten Teil zum Welterfolg von «Black Panther» liefern, nachdem Hauptdarsteller Chadwick Boseman verstorben ist.

Als jemand, der offensichtlich eine schwierige Beziehung zu Fortsetzungen hat, bin ich bereit, in diesem Fall ausnahmsweise optimistisch zu sein. Denn diesmal ist es nicht – oder zumindest nicht nur eine Geldmacherei, sondern vor allem ein Tribut an Chadwick Boseman. Und ich hoffe, es gelingt.

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