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Blues Festival Lucerne

«Der Blues ist zurück in good old Lucerne»: Ein Auftaktset von gemütlich bis krachend

Der erste grosse Festivalabend des diesjährigen Lucerne Blues Festival zeigt die eindrückliche Bandbreite der amerikanischen Szene. Am Donnerstag reicht sie von Country Blues über klassischen Chicago Blues bis zu rauen und sehr rockigen Tönen. 

GA-20 mit Sänger und Gitarrist Pat Faherty und Schlagzeuger Tim Carman rockten ganz schön ab und waren so etwas wie die eher unbekannte und doch sehr gelungene Überraschung am Donnerstagabend. 
Bild: Bild: Stefan Welzel (Luzern, 10. November 2022)

Da ist sie nun wieder zusammen, die Zentralschweizer Blues-Fangemeinde. Und das endlich wieder im gewohnten Stil. Im Panoramasaal des Grand Casino beging das Lucerne Blues Festival seinen ersten grossen Programmabend der diesjährigen Ausgabe, nachdem der Konzertreigen bereits am vergangenen Wochenende mit einem Gratis-Eröffnungsgig sowie einem Brunch-Konzert im Hotel Schweizerhof lanciert wurde.

Wie schon bei diesen ersten Anlässen stehen am Donnerstagabend unter anderem die US-Stars Billy Branch und Diunna Greenleaf ( wir berichteten ) auf der Bühne. Und das Publikum kann wieder – anders als zuletzt aufgrund der Pandemie – stehend und tanzend mit seinem Lieblingssound mitgehen. Entsprechend gut ist die Stimmung vom ersten Ton an.

Zwischendurch wie auf einem Grunge-Konzert

Diesen liefert Donna Herula. Es sind meist etwas gemächlichere Traditional-Blues-Klänge, die Herula und ihre Mitstreiter zum Besten geben. Sanft unterlegt vom Kontrabass und einem dezenten Schlagzeugspiel zeigt die Frontfrau, wie virtuos sie mit der stählernen Resonatorgitarre umgehen kann. Zwischendurch klopft das gehörig am Country an – oft durchbrochen und ergänzt von folkigen Passagen und typischen Blues-Gitarrensoli. Wohlwärmend, zuweilen recht gemütlich und sachte trabend endet das erste Set des Abends.

Donna Herula und ihre Band brachten auch etwas Folk und Country mit ins Casino Luzern.
Bild: Bild: Stefan Welzel (Luzern, 10. November 2022)

Kurz darauf geht es gleich in die andere Richtung des Blues-Spektrums. Zumindest, wenn man den Härte- und Rohheitsfaktor zum Gradmesser nimmt. GA-20 spielen den Chicago-Blues ziemlich rau und rockig. Zwischendurch können die drei Jungs aus Boston zwar auch «smooth» rollende und fein fliessende Herzschmerzstücke kredenzen, bei denen man am liebsten ein Glas Whisky in der Hand halten möchte. Doch meist kracht es gehörig im Gebälk des Panoramasaals. Mal kantig schleppend, mal rauschend druckvoll interpretieren Frontmann Pat Faherty (Gitarre und Gesang), Gitarrist Matthew Stubbs und Schlagzeuger Tim Carman dann auch einige Stücke des legendären Hound Dog Taylor. Das erinnert phasenweise an 60er- und 70er-Jahre Rock à la Creedence Clearwater Revival, zwischendurch wähnt man sich sogar an einem Grunge-Konzert. Dem Publikum gefällt's – da ist fast für jede und jeden etwas mit dabei.

Spontane Jamsession mit Portnoy und Estrin

Mit Diunna Greenleaf & Blue Mercy samt Spezialgast Jerry Jemmott folgt der vermeintliche Höhepunkt des Abends. Vermeintlich deshalb, weil eine solche Bezeichnung das Schaffen der Bands davor und danach im Vergleich abschwächen würde. An diesem Donnerstag sind jedoch nur Höhepunkte zu erleben.

Diunna Greenleaf mit dem Mundharmonikaspieler Marcelo Fonseca Naves Silva.
Bild: Bild: Stefan Welzel (Luzern, 10. November 2022)

Greenleaf groovt und soult sich durch ihr Set, ihre Mitmusiker setzen diverse, sehr kräftige Kontraste. Harpspieler Marcelo Fonseca Naves Silva ist eine wahre Entdeckung. Fantastisch und sinnbildlich ist es dann, wie spontan und spielfreudig sich die Musikerinnen und Musiker an diesem familiären Festival zeigen. Kurzentschlossen stossen die Mundharmonika-Legenden Jerry Portnoy und Rick Estrin dazu und jammen zusammen mit Greenleaf und Band ab. Grandios.

Den Schlusspunkt setzen Billy Branch und seine Sons of Blues mit einem Tribut an Little Walter und einem starken Pianoakzent, der bisher noch fehlte und die breite Stilpalette des ersten Abends abrundet. Der Blues ist zurück in good old Lucerne – oh yeah, und wie.

Mehr Infos zu Programm und Tickets unter www.bluesfestival.ch

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