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Deutschland

Wahlanalyse zur deutschen Bundestagswahl

Die hohen Verluste der Union bei der deutschen Bundestagswahl gehen einer Analyse zufolge auf einen "historisch schwachen Kandidaten", Imageverluste als Partei und erhebliche Defizite bei Sachkompetenzen zurück.
Olaf Scholz, Finanzminister und SPD-Kanzlerkandidat, spricht während der SPD-Wahlparty im Willy-Brandt-Haus. Laut einer Wahlanalyse der Forschungsgruppe Wahlen habe die SPD unter anderem von dem einzigen Kandidaten profitiert, dem die Wähler «Kanzlerqualitäten» zuschreiben würden. Foto: Wolfgang Kumm/dpa
Bild: Keystone/dpa/Wolfgang Kumm

Zugleich habe die SPD von ihrem Parteiansehen, einem gewachsenen Politikvertrauen und dem einzigen Kandidaten profitiert, dem die Wähler "Kanzlerqualitäten" zuschreiben würden, heisst in der am Sonntagabend vorgelegten Wahlanalyse der Forschungsgruppe Wahlen.

67 Prozent der Deutschen sehen demnach SPD-Spitzenkandidat Olaf Scholz als Regierungschef geeignet. Bei CDU-Chef Armin Laschet sähen dies dagegen nur 29 Prozent und bei Grünen-Chefin Annalena Baerbock 23 Prozent so.

Hochrechnungen zufolge lieferten sich CDU/CSU und SPD mit Stimmenanteilen von jeweils um die 25 Prozent ein Kopf-an-Kopf-Rennen - um den Wahlsieg - wobei die Union 2017 noch auf 32,9 Prozent gekommen war und die Sozialdemokraten nur 20,5 Prozent geholt hatten.

Der Wahlanalyse zufolge verlor die Union bei der Bundestagswahl ihre "Bastion 60plus", der SPD-Erfolg in dieser Altersgruppe sei besonders bemerkenswert. So lägen die Sozialdemokraten mit einem Zuwachs um 11 Prozentpunkte auf 35 Prozent hier nun mit der Union auf Augenhöhe. Diese habe in dieser Altersgruppe um 7 Prozentpunkte auf 34 Prozent verloren - "in einer hochrelevanten Gruppe, die für die C-Parteien langjähriger Erfolgsgarant war". Bei allen unter 60-Jährigen, wo die SPD mit 22 Prozent führe, lägen die Grünen jetzt mit der Union auf einem Niveau (18 beziehungsweise 19 Prozent).

Eine erneute grosse Koalition lehnen die Deutschen nach der Analyse ab, aber auch Bündnisse wie Schwarz-Grün-Gelb ("Jamaika"), Rot-Grün-Gelb ("Ampel") oder Rot-Grün-Rot sehen viele sehr skeptisch. Anders als 2017 wünsche sich aber eine Mehrheit von 55 Prozent lieber eine SPD-geführte als eine CDU/CSU-geführte Regierung (36 Prozent). (sda/dpa)