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Verteidigung

Russland verfügt über mehr Marschflugkörper

Russland hat seine umstrittenen Marschflugkörper vom Typ 9M729 an mehr Standorten aufgestellt als bisher bekannt. Dies berichtet die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" unter Berufung auf einen ranghohen westlichen Geheimdienstbeamten.
Russland soll laut einem Zeitungsbericht mehr Marschflugkörper des Mittelstreckensystems SSC-8 haben als bisher bekannt. (Archivbild)
Bild: KEYSTONE/EPA/SERGEI CHIRIKOV

Demnach gibt es neben einem Ausbildungsbataillon auf dem südrussischen Testgelände Kapustin Jar und einem Bataillon in Kamyschlow östlich von Jekaterinburg noch zwei weitere Stationierungsorte: das nordossetische Mosdok sowie Schuja nahe Moskau.

Über den Standort in Schuja hatten die USA ihre Nato-Partner dem Bericht zufolge erstmals in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres informiert. Jedes der vier Bataillone verfügt laut der "FAS" über vier Startfahrzeuge auf Rädern, die jeweils vier Raketen mit sich führen. Folglich besitze Russland mindestens 64 der neuen Marschflugkörper, die sowohl mit einem konventionellen als auch mit einem atomaren Sprengstoff bestückt werden können.

Moskau streitet ab

Russland und die USA waren in der vergangenen Woche aus dem INF-Abrüstungsvertrag ausgestiegen. Das Abkommen verbietet landgestützte Raketen und Marschflugkörper mit einer Reichweite zwischen 500 und 5500 Kilometern, die Atomsprengköpfe tragen können. Die USA und die Nato werfen Russland vor, mit seinem Marschflugkörper 9M729 gegen das Abkommen zu verstossen. Moskau bestreitet dies.

Wie die "FAS" berichtete, beträgt die Reichweite des Marschflugkörpers mit Atomsprengkopf 2350 Kilometer, mit einem konventionellen 500 Kilogramm schweren Sprengkopf seien es 2000 Kilometer. Nach Angaben aus Moskau hat der Marschflugkörper aber nur eine Reichweite von 480 Kilometern.

Bei der derzeitigen Aufstellung lägen somit das östliche und nördliche Europa sowie Mitteleuropa in Reichweite des russischen Systems. Im Krisenfall könne das System jedoch rasch nach Westen verlegt werden und dann das gesamte Europa mit Ausnahme Portugals bedrohen. (sda/afp/dpa)