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Türkei - USA

Pastor auf Luftwaffenstützpunkt angekommen

Nach seiner Freilassung aus türkischer Haft ist der US-Pastor Andrew Brunson in den Vereinigten Staaten eingetroffen. Brunson und seine Frau seien am Samstag auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Andrews nahe der Hauptstadt Washington gelandet.
Der US-Pastor Andrew Brunson ist nach zwei Jahren Haft in der Türkei am Samstag in den USA angekommen.
Bild: KEYSTONE/AP/EMRE TAZEGUL

Dies teilte Tony Perkins, Leiter der konservativen christlichen Gruppe Family Research Council, via Twitter mit. Der evangelikale Pastor war am Freitag nach zwei Jahren Haft und monatelangem diplomatischen Tauziehen freigekommen.

Die USA haben nach den Worten von Präsident Donald Trump keine Gegenleistung für die Freilassung des US-Pastors Andrew Brunson in der Türkei erbracht. "Ich mache keine Deals für Geiseln", schrieb Trump am Samstag auf Twitter. "Es wurde kein Deal mit der Türkei für die Freilassung und Rückkehr von Pastor Andrew Brunson gemacht."

Die USA wüssten den Schritt aber sehr zu schätzen. Die Freilassung werde "zu guten, vielleicht grossartigen Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und der Türkei" führen.

Nicht alle Streitpunkte geklärt

Auch nach der Rückkehr Brunsons in die USA gibt es aber noch Streitpunkte zwischen Washington und Ankara: Der Nasa-Wissenschaftler Serkan Gölge - ein US-Staatsbürger - sowie einheimische Mitarbeiter von diplomatischen Vertretungen der USA sind weiterhin in der Türkei inhaftiert. Auf Kritik stösst ausserdem, dass das Nato-Mitglied Türkei mit Russland den Kauf von S-400-Flugabwehrraketen vereinbart hat.

Der Fall Brunson - der wegen Terrorvorwürfen zwei Jahre lang in der Türkei festgehalten wurde - stand im Zentrum einer schweren Krise zwischen Washington und Ankara. Trump hatte im Zuge der Krise Sanktionen gegen zwei türkische Minister verhängt und Strafzölle gegen die Türkei erhöht. Der US-Präsident hatte damit die Talfahrt der Landeswährung Lira noch einmal beschleunigt.

Trump brachte den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan am Samstag mit einem seiner Tweets zum Fall Brunson in Erklärungsnot: Er dankte Erdogan ausdrücklich "für seine Hilfe". Erdogan sah sich gezwungen, in einem Tweet an Trump zu betonen, dass die türkische Justiz unabhängig sei. Experten haben daran grosse Zweifel. Ein Gericht in der westtürkischen Küstenmetropole Izmir hatte den Hausarrest und die Ausreisesperre Brunsons am Freitag aufgehoben.

Erdogan schrieb, die türkische Justiz habe ihre Entscheidung auf unabhängige Weise getroffen. "Ich hoffe, dass die USA und die Türkei ihre Zusammenarbeit fortsetzen, so wie es sich für zwei Verbündete gehört." Ausserdem drang er auf einen "gemeinsamen Kampf" gegen Terrorgruppen, zu denen Erdogan neben PKK und der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) auch die Bewegung des Predigers Fethullah Gülen zählt.

Gülen soll laut Erdogan hinter dem Putschversuch in der Türkei im Juli 2016 stehen und lebt in den USA. Die Bemühungen der Türkei um Gülens Auslieferung waren bislang erfolglos.

US-Sender: "Geheime Vereinbarung"

Der US-Sender NBC hatte am Donnerstag von einer "geheimen Vereinbarung" berichtet, die den Weg für Brunsons Rückkehr in die USA ebne. Die USA hätten im Gegenzug zugesagt, wirtschaftlichen Druck von der Türkei zu nehmen. Das Aussenministerium in Washington hatte eine solche Vereinbarung nicht bestätigt.

Trump teilte am Samstag auf Twitter mit, er werde Brunson um 14.30 Uhr Ortszeit (20.30 Uhr MESZ) im Weissen Haus empfangen. "Es wird wunderbar sein, ihn zu sehen und zu treffen. Er ist ein grossartiger Christ, der ein so hartes Erlebnis hinter sich hat."

Brunson war im Oktober 2016 wegen Terrorvorwürfen in der Türkei festgenommen und später in Untersuchungshaft genommen worden. Ende Juli hatte ein Gericht die Haft in Hausarrest umgewandelt. (sda/afp)