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Indien

Tote und Explosionen zu Wahlbeginn in Indien

Der Wahlauftakt in Indien ist von Gewalt überschattet worden: Bei Auseinandersetzungen ausserhalb eines Wahllokals im Bundesstaat Andhra Pradesh sind drei Mitglieder rivalisierender Regionalparteien getötet worden. Im Staat Maharashtra gab es zudem zwei Explosionen.
900 Millionen Stimmberechtigte können ihre Wahl abgeben.
Bild: KEYSTONE/EPA/JAIPAL SINGH

Zwei Polizisten wurden verletzt, ein weiterer im Staat Chhattisgarh. Im Konfliktstaat Kashmir wurden ein 13-Jähriger getötet und mehrere weitere Menschen verletzt.

Die Parlamentswahlen in Indien, welche am Donnerstag begonnen haben, sind die grössten Parlamentswahlen der Welt. Mehr als 900 Millionen Stimmberechtigte, knapp sechs Wochen Wahldauer und ein unsicherer Favorit.

Umfragen sehen die hinduistisch-nationalistische Bharatiya-Janata-Partei (BJP) von Premierminister Narendra Modi vorne, wohl nicht zuletzt wegen der jüngsten Konflikte mit Pakistan.

Doch die hohe Arbeitslosigkeit und Armut in den ländlichen Gebieten machen den Hindu-Nationalisten verwundbar. Kontrahent Rahul Ghandi bezichtigte Modi am Donnerstag der Lüge und warf ihm vor, für Misstrauen, Gewalt und Hass im Land verantwortlich zu sein.

Modi rief seine fast 47 Millionen Follower im Kurzbotschaftendienst Twitter am frühen Morgen auf, "in Rekordmengen zu erscheinen und ihr Wahlrecht auszuüben". Im Jahr 2014 hatten der Regierungschef und seine Partei als Erste seit 30 Jahren die absolute Mehrheit errungen.

Schulden, Arbeitslose, langsames Wachstum

Allerdings konnte Modi viele seiner Wahlversprechen nicht halten: Die drittgrösste Volkswirtschaft Asiens wächst langsamer als erhofft und die Arbeitslosigkeit hat ihren höchsten Stand seit den 1970er-Jahren erreicht. Viele Bauern nahmen sich in den vergangenen Jahren wegen gewaltiger Schuldenberge das Leben.

Modis Widersacher Gandhi, welcher der einflussreichen Politikerdynastie Nehru-Gandhi entstammt, wirft dem Regierungschef vor, eine "nationale Katastrophe" ausgelöst zu haben. "Ihr wählt heute für die Seele Indiens", schrieb Gandhi auf Twitter.

Seine Kongress-Partei verspricht den Wählern, die bittere Armut im Land bis 2030 zu beenden. Wahlplakate zeigen Gandhi, wie er eine abgemagerte Bäuerin umarmt.

"Ich will eine Regierung, die an Frauen denkt und die hohen Preise für Reis und Linsen senkt", sagte die 50-jährige Hausfrau Suman Sharman aus der 1,6-Millionen-Einwohner-Stadt Ghaziabad der Nachrichtenagentur AFP.

Gewaltige Versprechen

Umfragen deuten auf ein enges Rennen zwischen Modi und seinen Gegnern hin - der Premier bleibt trotz wirtschaftspolitischer Misserfolge enorm beliebt. Zuletzt versprach er dem Volk ein Infrastrukturpaket in Höhe von 1,4 Billionen Dollar.

Wegen der erforderlichen Sicherheitsvorkehrungen und der gewaltigen Grösse des Landes mit seinen 1,3 Milliarden Einwohnern und 543 Wahlkreisen findet die Wahl in sieben Phasen statt. In Phase Eins können mehr als 142 Millionen Menschen ihre Stimme abgeben.

Als erstes öffneten am Donnerstag unter anderem Wahllokale in den nordöstlichen Bundesstaaten wie dem an China grenzenden Arunachal Pradesh.

Im nördlichen Bihar standen Frauen in bunten Saris am Morgen vor den Wahllokalen Schlange und auch in der Konfliktregion Jammu und Kaschmir schritten die Wähler schon zu den Urnen. "Es ist ein grossartiges Gefühl, zu wählen", sagte der 23 Jahre alte Erstwähler Anurag Baruah, der im nordöstlichen Assam wählte.

Gewalt befürchtet

Bei Wahlen zeigt sich Indien häufig von seiner gewalttätigen Seite: Während der Regionalwahlen 2016 wurden über hundert Politiker und Parteifunktionäre ermordet, in neun Bundesstaaten erhoben sich bewaffnete Aufständische.

Im Vorfeld des diesjährigen Urnengangs waren am Dienstag fünf Menschen bei einem Anschlag mutmasslich maoistischer Rebellen auf die Autokolonne eines Politikers im Bundesstaat Chattisgarh ums Leben gekommen. Allein dort sind am Donnerstag deshalb rund 80'000 Sicherheitskräfte im Einsatz. (sda/afp)