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Slowakei

Kundgebungen zum Jahrestag von Doppelmord

Tausende Slowaken haben am Donnerstagabend in Bratislava und mehr als 30 weiteren Städten des Landes gegen Korruption demonstriert. Allein in der Hauptstadt Bratislava versammelten sich nach Angaben der Organisatoren rund 30'000 Menschen.
Zum Jahrestag der Ermordung des Enthüllungsjournalisten Jan Kuciak und seiner Verlobten Martina Kusnirova haben am Donnerstag Tausende Slowaken für eine "anständige Slowakei" demonstriert. (AP Photo/Petr David Josek)
Bild: KEYSTONE/AP/PETR DAVID JOSEK

Dort sprach zum ersten Jahrestag der Ermordung des slowakischen Journalisten Jan Kuciak und seiner Verlobten unter anderem Kuciaks Vater Jozef. Er erinnerte daran, dass sein Sohn wegen seiner Recherchen unter anderem vom Geheimdienst und der Polizei überwacht worden sei.

"Daraus kann jeder seinen eigenen Rückschluss auf die Art der Demokratie ziehen, in der wir leben", sagte Jozef Kuciak. "Wir müssen diesen Mafia-Staat säubern", sagte zudem Zlatica Kusnirova, die Mutter von Kuciaks Freundin Martina, vor Demonstranten in Presov im Osten der Slowakei.

Auch in mehreren ausländischen Städten habe es Solidaritätskundgebungen gegeben, teilten die Organisatoren weiter mit.

Druck durch Demonstrationen

Zum Jahrestag der Ermordung des slowakischen Enthüllungsjournalisten Jan Kuciak und seiner Verlobten Martina Kusnirova hatte die Initiative "Für eine anständige Slowakei" zu den Demonstrationen aufgerufen.

Am 21. Februar 2018 wurden Kuciak und seine Verlobte in ihrem Haus im Stil einer mafiösen Hinrichtung erschossen. Kuciak hatte zuletzt über Verfilzungen von Politik und Wirtschaft geschrieben. Seine erst nach dem Mord veröffentlichte letzte Reportage über die Verbindungen mutmasslicher italienischer Mafia-Clans zu slowakischen Regierungspolitikern löste Massendemonstrationen aus, die schliesslich zum Rücktritt der Regierung und des Polizeipräsidenten führten.

Im September 2018 verhaftete die Polizei vier Tatverdächtige, unter ihnen die mutmassliche Auftraggeberin Alena Zs. Sie arbeitete für den slowakischen Geschäftsmann Marian Kocner, über dessen Geschäftsverbindungen Kuciak wiederholt geschrieben hatte, zum letzten Mal kurz vor seinem Tod. Kocner liess Kuciak überwachen, Ende 2017 bedrohte er den Journalisten am Telefon. Kuciak meldete den Drohanruf bei den Behörden - es geschah jedoch nichts.

Viele Spekulationen

Der Multimillionär Kocner sitzt seit Sommer 2018 in Haft, da gegen ihn mehrere Verfahren wegen anderer Vergehen laufen. Inzwischen wird gegen ihn auch im Fall Kuciak ermittelt.

Vier mutmassliche Mörder sitzen derzeit im Gefängnis. Über ihre Auftraggeber gibt es viele Spekulationen, aber keine gesicherten Erkenntnisse. Ziel der Demonstrationen war es vor allem, Druck zu erzeugen, damit die Ermittlungen konsequent weitergeführt werden. Die Organisation "Reporter ohne Grenzen" hatte vor dem Jahrestag slowakische Politiker vor Versuchen der Einflussnahme auf die Ermittlungen gewarnt. (sda/dpa/afp)