notifications
Russland

Festnahmen bei Anti-Putin-Kundgebungen

Bei Grossdemonstrationen zum Geburtstag von Kremlchef Wladimir Putin in Russland hat die Polizei zahlreiche Anhänger des Oppositionellen Alexej Nawalny festgenommen. "Russland ohne Putin!" wurde skandiert.
Polizei gegen Protestierende am Samstag in St. Petersburg.
Bild: Keystone/AP/DMITRI LOVETSKY

In Putins Heimatstadt St. Petersburg griffen die Sicherheitskräfte bei der nicht genehmigten Kundgebung hart durch, wie die Zeitung "Nowaja Gaseta" berichtete. Demnach wurden dort am Samstag mindestens 100 Menschen in Gewahrsam genommen.

Das Portal OVD-Info zählte landesweit mehr als 260 Festnahmen. In Moskau blieb der Protest indes weitgehend friedlich. Bereits im Vorfeld gab es landesweit Dutzende Festnahmen.

Nur in 20 von 80 Städten erlaubt

Nawalny hatte in rund 80 Städten zu Protesten gegen die Staatsspitze und für freie und faire Wahlen aufgerufen. Lediglich in knapp 20 Orten wurden die Proteste zugelassen. Er selbst konnte nicht demonstrieren. Er sitzt seit Ende September wegen des mehrfachen Aufrufs zu nicht genehmigten Protesten für 20 Tage in Arrest.

Präsident Putin wurde am Samstag 65; er wurde am 7. Oktober 1952 in Leningrad - dem heutigen St. Petersburg - geboren. Seit 2000 ist er an der Macht. Zwischen 2008 und 2012 war Putin Regierungschef. Mehrere Staatschefs verbündeter Ex-Sowjetrepubliken gratulierten ihm und bekräftigten ihre enge Partnerschaft mit Russland.

Es wird erwartet, dass Putin im März 2018 für eine weitere Amtszeit kandidiert. Nawalny will antreten, darf aber wegen einer Bewährungsstrafe in einem Unterschlagungsfall nicht.

"Freiheit für Nawalny"

"Russland ohne Putin!" und "Freiheit für Nawalny", skandierten die Demonstranten. Die Kundgebung in St. Petersburg galt als die grösste. Beobachter sprachen von mehreren tausend Teilnehmern, die unter dem Motto "Sa Nawalnogo" (Für Nawalny) zum Marsfeld kamen.

Zunächst liess die Polizei die Menge gewähren. Später zog eine grosse Gruppe weiter ins Zentrum. Die Polizei stoppte den Marsch, wie die Agentur Interfax meldete. Die "Nowaja Gaseta" berichtete auch von Verletzten.

In Moskau endete die Kundgebung ohne ernste Zwischenfälle. Der Polizei zufolge gab es keine Festnahmen, Medien berichteten von vereinzelten Vorfällen. Einige Demonstranten hielten aufblasbare gelbe Enten in den Händen, ein Zeichen des Kampfes gegen Korruption, dem sich auch der 41-jährige Nawalny verschrieben hat.

Auch in mehreren Provinzstädten gab es OVD-Info zufolge Zusammenstösse zwischen Polizei und Demonstranten, unter anderem in Jekaterinburg am Uralgebirge und in Jaroslawl. In einigen Orten wie Nischni Nowgorod und Ufa endeten die Kundgebungen friedlich.

Protest kleiner als früher

Dennoch blieb der Protest nach ersten Einschätzungen insgesamt kleiner als bei früheren Initiativen Nawalnys. Bereits im März und Juni hatte er Zehntausende Anhänger mobilisiert. Hunderte Menschen wurden festgenommen. Experten werteten dies als Zeichen, dass Nawalnys Aufrufe nicht mehr genügend Kraft haben. (sda/dpa)