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Italien

Baustellenbeginn für Brückenabriss in Genua

Vier Monate nach dem Brückeneinsturz in Genua mit 43 Toten ist am Samstag mit der Einrichtung der Baustelle für den Abriss der Brückenreste begonnen worden. Der letzte auf dem Rumpf der Morandi-Brücke verbliebene Lastwagen war vor wenigen Tagen entfernt worden.
Der letzte verbliebene Lastwagen auf der eingestürzten Morandi-Brücke in Genua ist entfernt, nun wird die Baustelle für den Abriss der Brückenreste eingerichtet. Ziel ist eine komplett neue Brücke bis Ende 2019.
Bild: KEYSTONE/AP/ANTONIO CALANNI

Der Abriss der Brückenreste soll in der kommenden Woche beginnen. Der Regionalpräsident von Ligurien, Giovanni Toti, sagte am Samstag auf der Baustelle, er hoffe, dass am Montag ein Richter die Beschlagnahmung der Brückenreste aufheben werde. Dann könne es losgehen. Genuas Bürgermeister und Sonderkommissar für Wiederaufbau Marco Bucci sagte, die neue Brücke solle "zu Weihnachten 2019" fertig sein.

Wie italienische Medien berichteten, werden die Abrissarbeiten nach Behördenangaben rund 20 Millionen Euro kosten und von fünf italienischen Unternehmen durchgeführt. Zu ihnen zählen auch die Firmen Fagioli und Omini, die sich an der Abwrackung des 2012 havarierten Kreuzfahrtschiffes Costa Concordia beteiligt hatten.

Zehn Angebote für die Wiedererrichtung der Brücke sind bisher eingegangen. Die grössten Erfolgsaussichten, den millionenschweren Auftrag zu bekommen, werden einem Konsortium aus Italiens grösstem Baukonzern Salini Impregilo, der in Triest beheimateten Schiffswerft Fincantieri und dem Bahnstrecken-Bauer Italferr, Tochter der Italienischen Staatsbahnen (FS), eingeräumt.

Millionen für die Hinterbliebenen

50 Millionen Euro hat die Autobahngesellschaft ASPI (Autostrade per l'Italia) den Familien der Todesopfer gezahlt. Die Hinterbliebenen verzichten gleichzeitig darauf, sich als Nebenkläger dem Prozess gegen ASPI anzuschliessen. 138 Personen wurden Entschädigungen in der Höhe von 150'000 bis 300'000 Euro zugesagt.

Die Autobahngesellschaft, Betreiberin der eingestürzten Brücke, will Rekurs gegen das von der Regierung gebilligte "Dekret Genua" einreichen. Dieses Dekret verbietet ASPI, sich an den Arbeiten für die Wiedererrichtung der Brücke zu beteiligen.

Autobahnchef Giovanni Castellucci, gegen den die Staatsanwaltschaft Genua wegen fahrlässiger Tötung in Zusammenhang mit dem Brückeneinsturz ermittelt, behauptet, dass das Dekret in mehreren Punkten rechtswidrig sei.

Die italienische Regierung warf dem Autobahnbetreiber mangelhafte Wartungsarbeiten vor und hatte mit einem Lizenzentzug und einer Verstaatlichung des Unternehmens gedroht. Die Justiz ermittelt gegen eine Reihe von weiteren Beschuldigten und gegen ASPI.

Während eines schweren Unwetters war am 14. August der 45 Meter hohe Polcevera-Viadukt in Genua, auch Morandi-Brücke genannt, auf etwa hundert Metern Länge eingestürzt. Hunderte Menschen verloren ihre Wohnungen. (sda/apa/dpa)