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Rom

Berlin-Attentäter brauchte in Italien die gleiche Waffe

Der Berlin-Attentäter Anis Amri hat für die Tötung des polnischen Lastwagenfahrers dieselbe Waffe benutzt wie bei der Schiesserei wenige Tage später in Italien. Dies teilte die italienische Polizei am Mittwoch mit.
Sie gedachten nach dem Anschlag der Opfer: Der Regierende Bürgermeister Michael Müller, Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundes-Innenminister Thomas de Maizière und Aussenminister Frank-Walter Steinmeier in Berlin.
Bild: Michael Sohn / Keystone (Berlin, 20. Dezember 2016)
Ballistische Untersuchungen ergaben, dass der Camionfahrer durch die Waffe starb, mit der Amri später bei Mailand das Feuer auf Polizisten eröffnete.

In Zusammenarbeit mit den deutschen Behörden werde nun geprüft, ob die Waffe bei anderen Straftaten in Italien oder anderswo ebenfalls eingesetzt worden sei, erklärte die italienische Polizei.

Leiche immer noch in Monza

Die Leiche von Anis Amri liegt immer noch bei den Ermittlungsbehörden im italienischen Monza. Bisher habe sie niemand zurückgefordert, auch niemand der Familie, berichtete die Nachrichtenagentur ADN Kronos am Mittwoch unter Berufung auf die Behörde. An dem Körper des Tunesiers sollten weitere Untersuchungen durchgeführt werden - zum Beispiel, ob er Drogen konsumiert habe.

Der Tunesier war am 23. Dezember in Sesto San Giovanni bei Mailand von Polizisten erschossen worden. Die deutsche Bundesanwaltschaft ist überzeugt, dass er am 19. Dezember den Anschlag mit einem Lastwagen auf den Berliner Weihnachtsmarkt mit zwölf Toten begangen hat.

"Nach unseren Erkenntnissen, nach all dem, was wir zusammengetragen haben, gehen wir davon aus, dass Anis Amri den Anschlag begangen hat", sagte die Sprecherin der Bundesanwaltschaft, Frauke Köhler, am Mittwoch in Karlsruhe. Nun werde ermittelt, ob jemand etwas von den konkreten Anschlagsplänen Amris gewusst und ob es Helfer gegeben habe.

Erhobener Zeigefinger

Amri wurde der Sprecherin zufolge direkt nach der Tat wohl von einer Kamera am nahe gelegenen Bahnhof Zoo aufgezeichnet. Es sei davon auszugehen, dass der Mann auf dem Video Amri sei.

Er sei sich der Aufzeichnung offenkundig auch bewusst gewesen. Der Mann habe den erhobenen Zeigefinger in Richtung Kamera gezeigt - ein Gruss, der von Anhängern der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bekannt ist. Der Gruss bedeutet: Es gibt nur einen Gott.

Wo sich Amri am 20. Dezember aufhielt, ist noch nicht endgültig geklärt. Es gebe Erkenntnisse, wonach er nach der Tat über Nordrhein-Westfalen reiste, sagte Köhler. Nach Erkenntnissen der niederländischen Behörden sei der 24-Jährige am 21. Dezember um 11.30 Uhr in Nimwegen und gegen 13.30 Uhr in Amsterdam gewesen. Von Amsterdam fuhr Amri nach Lyon und Chambéry in Frankreich, dann nach Turin und schliesslich nach Mailand.

Haftbefehl wegen Sozialhilfebetrugs

Gegen einen Bekannten Amris wurde derweil Haftbefehl wegen des Verdachts auf Sozialhilfebetrugs erlassen. Der Verdacht, er könne in den Anschlag eingebunden gewesen sein, habe sich dagegen für einen Haftbefehl nicht genügend erhärtet, sagte die Sprecherin.

Nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft Berlin soll dieser 26-jährige Tunesier mit mindestens zwei Alias-Namen von April bis November 2015 in mehreren Städten zu Unrecht Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz erhalten haben. Deshalb sei seit Frühjahr 2016 gegen ihn ermittelt worden.

Der Mann war im Zusammenhang mit den Anschlagsuntersuchungen am Dienstag in einer Berliner Flüchtlingsunterkunft vorläufig festgenommen worden. Er hatte Amri laut Bundesanwaltschaft am Vorabend der Tat in einem Restaurant getroffen und sich intensiv mit ihm unterhalten. Es seien Kommunikationsmittel sichergestellt worden, die nun untersucht würden.

Gegen den Festgenommenen liefen bereits 2015 Ermittlungen wegen des Verdachts der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Straftat, wie die Berliner Staatsanwaltschaft weiter mitteilte. Das Verfahren sei im Juni 2016 eingestellt worden. Der Verdacht, dass sich der Mann Sprengstoff für einen Anschlag beschaffte, habe sich nicht erhärten lassen.

Ex-Mitbewohner als Zeuge

Ein früherer Mitbewohner Amris wird laut Bundesanwaltschaft als Zeuge eingestuft, von dem sich die Ermittler nähere Auskünfte über Amri erhoffen. Auch seine Wohnung war am Dienstag durchsucht worden.

Den Ermittlern zufolge versuchte Amri am Vormittag und am Nachmittag des Anschlages, den Mann anzurufen. Ob die beiden miteinander gesprochen hätten, wisse man nicht. Auch dazu würden sichergestellte Kommunikationsmittel ausgewertet.


sda