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Eishockey

Fischer spricht Klartext

Der Schweizer Nationaltrainer Patrick Fischer äussert sich nach dem bitteren Ausscheiden im Achtelfinal gegen Deutschland (1:2 n.V.) zu diversen Themen.
Nationaltrainer Patrick Fischer war nach Scheitern gegen Deutschland ratlos
Bild: KEYSTONE/ALEXANDRA WEY

Die Hoffnungen nach der letztjährigen Weltmeisterschaft waren gross gewesen. In Paris setzte es Siege gegen Kanada (3:2 n.V.) und Tschechien (3:1) ab, und auch bei der 1:3-Niederlage im Viertelfinal gegen den späteren Weltmeister Schweden hinterliessen die Schweizer einen starken Eindruck. Nachdem klar war, dass die NHL-Stars in Gangneung fehlen würden, wurde gar mit einer Medaille geliebäugelt. 17 Spieler von damals bot Nationaltrainer Patrick Fischer erneut auf. Umso grösser war die Ernüchterung, nachdem die Schweizer wie vor vier Jahren in Sotschi im Achtelfinal gescheitert waren.

Fehlende Energie. "Ich sah die Mannschaft nicht einmal so, wie ich sie kenne. Wir sind nicht fähig, die anderen Teams körperlich wegzuräumen. Wir müssen sie ausspielen, müssen schnell agieren. Dafür fehlte die Spritzigkeit. Wahrscheinlich war die Intensität in der Vorbereitung zu lange zu tief. Wir nutzten die erste Woche zur Erholung, dachten, das sei der richtige Plan. Wir kamen jedoch nicht rechtzeitig auf Touren. Die Schuld liegt schlussendlich bei mir und den Assistenten. Ich kann den Spielern nichts vorwerfen, sie gaben alles. Bei fünf gegen fünf bekamen wir drei Gegentore, das ist okay. In der Offensive kreierten wir allerdings viel zu wenig. Wir konnten uns nicht durchsetzen. Das ist wieder das Thema vom Speed."

Powerplay. "Das Powerplay war sinnbildlich für die gesamte Leistung. Wir spielten den Puck zu wenig präzis und zu langsam. Dann wird es schwierig. In meiner Amtszeit hatten wir bis jetzt bloss ein gutes Powerplay, das war in Moskau (an der WM 2016) die Linie mit Andrighetto, Moser und Nino Niederreiter. Wir versuchten es diesmal wie in Stockholm mit drei Powerplay-Linien und wollten schauen, welcher Block sich herauskristallisiert. Das war aber bei keinem der Fall. Gegen Deutschland wurde es noch schlechter, war es grottenschlecht. Warum, das ist schwierig zu sagen. In den Vereinen stehen am Ende im Powerplay meistens die Ausländer auf dem Eis. Wir hatten hier jedoch genügend Spieler, die zu einem guten Überzahlspiel fähig sind. Schlussendlich müssen sie eine Lösung finden. Wir liessen ihnen Freiheiten, aber das nützte auch nichts."

Aufgebot. "Es wurde viel über gewisse Spieler diskutiert. Gewisse waren nicht dabei, weil sie körperlich zum Teil nicht auf der Höhe sind. Auf diesem Niveau muss man zu 100 Prozent fit sein. In diesem Bereich müssen wir als Schweizer noch einen Schritt vorwärts machen. Wir haben auch in dieser Mannschaft ein paar Jungs, die gegenüber anderen physisch unterlegen sind. Im Nachhinein kann man alles hinterfragen. Ich habe den Spielern vertraut. Ob ich es nun anders machen würde, ist schwierig zu sagen."

Medaillentraum. "Ich sagte immer, dass wir um die Medaillen mitreden, wenn wir es schaffen, unser Potenzial abzurufen. Davon bin ich zu 100 Prozent überzeugt. Wir sind jedoch nicht annähernd an unser Potenzial herangekommen und spielten ein ganz schlechtes Turnier. In Paris agierten viele über ihrem Niveau, diesmal war im Spiel mit der Scheibe der Wurm drin. Wir machten im Aufbau viel zu viele Fehler. Dabei wollten wir eine spielerisch starke Verteidigung aufstellen. Wir fanden jedoch nie richtig ins Turnier. Wenn wir so gespielt hätten, wie wir das können, dann hätten wir Deutschland geschlagen."

Rücktritt Hiller: "Es ist schade. Ich ziehe den Hut vor seiner Karriere. Im vergangenen Jahr akzeptierte er es, die Nummer 2 zu sein, wie auch diesmal. Dann wurde er eingewechselt und stand da wie eine Eins. Dank ihm schöpften wir Hoffnung. Er gab uns von hinten viel Sicherheit. Das übertrug sich jedoch nicht auf die Spieler. Er ist ein super Typ und ein Winner. Wir werden ihn vermissen." (sda)

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