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Twentytwo ist Romain Duguets neuster Trumpf

Mit dem 2. Rang beim Weltcupfinal in Omaha springt nicht in erster Linie Romain Duguet ins Rampenlicht, sondern seine Franzosenstute Twentytwo des Biches. Den Exploit trauten ihr nur wenige zu.
Romain Duguet und Twentytwo des Biches harmonieren bestens
Bild: KEYSTONE/EPA/JIM HOLLANDER

Seit Duguet für die Schweiz startet - der in Gümligen bei Bern im Reitsportzentrum seiner Frau Christiana sesshaft gewordene Franzose vollzog den sportlichen Nationenwechsel im Jahr 2013 -, ist er ein fester Bestandteil der Schweizer Equipe. Seine Top-Leistungen waren allerdings stets mit dem Namen Quorida de Treho verbunden, so auch der Sieg im Grand Prix des CSIO St. Gallen 2015, die beiden Blankoritte auf dem Weg zu Team-Bronze an den Europameisterschaften in Aachen oder die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Rio.

"Ursprünglich war nicht geplant, dass ich mit Twentytwo an den Final fahre", sagte der 36-Jährige. "Und bis kurz vor dem Final war ich nicht sicher, ob sie diesem strengen Programm gewachsen ist", fügte er an. Doch die Tochter von Mylord Carthago verblüffte Tag für Tag mit ihrer ruhigen Art und meisterte alle ihr gestellten Aufgaben. Fünfmal ritt sie beim Höhepunkt der Wintersaison in Omaha durch den Parcours, fünfmal blieben alle Stangen oben. Die vier Punkte Handicap vor der Hauptprüfung am Sonntagabend resultierten nicht durch Fehler, sondern aus den Rängen der ersten zwei Wertungen vom Donnerstag und Freitag.

Duguet hatte, als er dem Schweizer Equipenchef Andy Kistler die Jahresplanung 2017 abgab, noch ein anderes Szenario im Kopf gehabt. Er wollte den Weltcupfinal mit Quorida bestreiten und für das zweite grosse Championat in diesem Jahr, den Europameisterschaften in Göteborg, allenfalls auf Twentytwo setzen, sofern sich die zehnjährige Stute gut entwickelt. Seinen Plan änderte Duguet erst Ende Januar, als Quorida etwas schwächelte und er ihr eine Pause gönnte. Twentytwo kam beim CSI Zürich und anschliessend in Abu Dhabi zum Einsatz und lieferte seinem Reiter Schritt für Schritt die Bestätigung, dass sie der mehrtägigen Prüfung in Omaha gewachsen sein würde. Nun verfügt Duguet wie Steve Guerdat über mehrere Pfeile im Köcher, um sich für grosse Meisterschaften aufzudrängen.

Seit Twentytwo des Biches fünf Jahre alt ist, steht sie auf der Anlage in Gümligen. Der gebürtige Franzose führte sie behutsam an den ganz grossen Sport heran und feierte nun den bislang grössten Triumph der Zehnjährigen. "Beim Weltcupfinal Zweiter zu werden, ist genial", betonte Duguet. "Das Gefühl, hier auf dem Podest zu stehen, ist grossartig. Das hätte ich nie erwartet. Ich wollte einfach den letzten Tag geniessen. Ich hatte mir die Top Ten zum Ziel gesetzt, alles darüber hinaus betrachte ich als Bonus", meinte der 36-Jährige, der allein am Sonntag mit dem 2. Rang und dem geteilten Tagessieg ein Preisgeld von rund 180'000 Franken einstrich.

Ward war zu stark

"McLain Ward war in dieser Woche einfach zu stark", sagte Duguet. Der 41-jährige Amerikaner aus Brewster im Bundesstaat New York dominierte beim Heimspiel im Bundesstaat Nebraska und blieb bei den drei Tagessiegen stets fehlerfrei. Geehrt wurde er von der Tennis-Legende Steffi Graf.

Hinter dem zweifachen Team-Olympiasieger und Duguet wurde der in Deutschland lebende Schwede Henrik von Eckermann auf Mary Lou mit acht Zählern Dritter.

Der erste wirklich enttäuschte Reiter findet sich im 4. Rang und stammt mit Martin Fuchs aus der Schweizer Equipe, die mit den Positionen 2, 4 und 8 die beste Teamleistung aller Nationen ablieferte. Fuchs zählte mit Clooney ebenso zum Favoritenkreis wie Steve Guerdat im Sattel von Bianca. "Ich bin unglaublich enttäuscht. Ich wollte auf das Podest. Clooney hätte heute einen Doppelnuller verdient", sagte Fuchs. Der Fehler in der ersten Finalrunde am Sonntagabend ärgerte ihn: "Ich bin in der Schlusslinie ein bisschen zu fest vorwärts geritten und zu nahe an den Oxer herangekommen. Leider reichte bereits eine minimale Berührung, damit die Stange fiel."

Auch Guerdats Stute Bianca touchierte im ersten Umgang eine Stange zu heftig. Der Jurassier verpasste somit die kleine Chance auf den Hattrick - drei Siege in Serie hatte bislang einzig der Brasilianer Rodrigo Pessoa zwischen 1998 und 2000 geschafft - gleich zu Beginn des Abends. Mit Platz 8 stellte die noch junge Bianca gleichwohl ihr Potenzial unter Beweis. Den Höhepunkt des Sommers mit den Titelkämpfen in Göteborg plant Guerdat mit Corbinian zu bestreiten. (sda)

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