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Motorrad

Dominique Aegerter: Geblieben ist das Markenzeichen

Kein anderer Töffstar hat während der Winterpause so radikal alles umgestellt wie Dominique Aegerter (26). Auch deshalb wirkt der Berner vor der Saison ruhiger und gelassener.
Der 26-jährige Dominique Aegerter, hier mit der Kalex bei der Brevetierung der Absolventen der Spitzensport-Rekrutenschule, befindet sich noch bis Mitte März in Magglingen in der militärischen Ausbildung.Bild: Keystone/Anthony Anex (Magglingen, 3. Februar 2017)

Klaus Zaugg

regionalsport@luzernerzeitung.ch

Neues Team.

Neuer Töff.

Neuer Cheftechniker.

Neue Mechaniker.

Neuer Teamkollege.

Ergibt das alles in der Summe auch eine neue Karriere? Das ist die grosse Frage. Wenn es je bei einem Sportler einen Neustart gegeben hat – dann im Laufe dieses Winters beim Töffstar aus dem bernischen Rohrbach. Kommt hinzu, dass er derzeit noch die Sportler-RS absolviert und so seine vaterländischen Pflichten erfüllt. Geblieben ist nur sein Markenzeichen: die Startnummer 77.

Es ist ein längst fälliger Neubeginn. Aegerter mag es offen zwar nicht zugeben. Doch er weiss es längst: Tom Lüthi war als Teamkollege eine Nummer zu gross geworden. Der «Lüthi-Komplex» hatte eine lähmende Wirkung. Nach der grandiosen Saison 2014 mit dem bisher einzigen Sieg auf dem Sachsenring kam es im Herbst 2014 zum «Dream-Team»: Tom Lüthi (30) wurde Teamkollege von Dominique Aegerter, und beide stiegen von Suter auf Kalex um. Mit fatalen Folgen für den sensiblen Rock ’n’ Roller. Der schlaue Teamchef Fred Corminbœuf setzte sogleich auf Tom Lüthi – und der Erfolg gab ihm Recht: Lüthi fuhr 2015 und 2016 insgesamt sechs Siege, fünf weitere Podestplätze und die WM-Schlussränge 5 und 2 heraus. Dominique Aegerter gelang ein einziger Podestplatz. Mehrere Unfälle warfen den Berner 2015 und 2016 zurück, es reichte bloss zu den WM-Schlussklassierungen 12 und 17. Nur noch ein radikaler Schritt konnte seine Karriere retten. Und diesen Schritt hat er nun gemacht.

Zurück auf die Erfolgsspur mit Suter?

Töffstars wechseln immer wieder ihre Teams – Valentino Rossi zügelte beispielsweise von Honda zu Yamaha, anschliessend zu Ducati und ist inzwischen wieder zu Yamaha zurückgekehrt. Aber ein so radikaler Bruch mit seiner bisherigen Laufbahn wie jener von Dominique Aegerter ist selten.

Neu fährt der Rohrbacher im Team der Deutschen Jochen und Stefan Kiefer eine Suter. Die gleiche Marke wie in der Erfolgssaison 2014. Denn: Eskil Suters Ingenieure haben in der Werkstatt in Turbenthal im Zürcher Tösstal eine neue Maschine auf die Räder gestellt. Nach intensiven Tests zugeschnitten auf die Bedürfnisse, auf den besonders aggressiven Fahrstil von Dominique Aegerter. Jochen Kiefer amtiert nun als Cheftechniker, und zum ersten Mal wird im Team von Dominique Aegerter nicht mehr französisch sondern deutsch gesprochen. So soll die grösste Schwäche behoben werden: die Abstimmung der Maschine. Einer hat es einmal so gesagt: Wenn der Cheftechniker mit Tom Lüthi über Technik spricht, dann ist das so, wie wenn sich zwei Tierärzte unterhalten. Wenn der Cheftechniker mit Dominique Aegerter spricht, dann ist das so, wie wenn sich ein Tierarzt mit einem Pferd unterhält.

Alles neu, alles besser? Dominique Aegerter wirkt vor der Saison ruhiger und gelassener. Der verkrampfte Optimismus der letzten zwei Jahre ist echtem Selbstvertrauen gewichen. Aber es gehört zu den Besonderheiten des Motorsports, dass im Frühjahr alle optimistisch sind. Eine erste Antwort werden wir am späten Abend des 26. März im Morgenland bekommen – nach dem GP von Katar in Doha, dem ersten WM-Lauf.

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