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Tennis

Überfliegerin Belinda Bencic muss beissen

Bei Tennistalent Belinda Bencic (19) läuft es derzeit gar nicht rund. Nach dem Aus in der ersten Runde am Australian Open ist nun ihr Durchhaltewille gefragt.
Tennisspielerin Belinda Bencic (19).
Bild: Bild: Tony McDonough / EPA

Belinda Bencic ist nicht zu beneiden. Die 19-jährige Ostschweizerin hat den Berg fast in Rekordzeit erklommen. Doch die Spitze lässt weiterhin auf sich warten. Genau an diesem Punkt ihrer Karriere befindet sich das Tennistalent aus Oberuzwil, das heute im schwyzerischen Wollerau wohnt. An den Aus­tralian Open in Melbourne schied Bencic schon in der ersten Runde aus. Damit schliesst sie fast nahtlos an ihre Seuchensaison 2016 an. Die war geprägt von Verletzungen und Erste-Runde-Outs.

Dabei hatte sie damals zu Beginn des Jahres zum ersten Mal die Top Ten der Weltrangliste erreicht, ein Meilenstein. Es schien, als ginge es in Bencics Karriere, die im Alter von zwei Jahren auf dem Garagenvorplatz ihres Elternhauses begonnen hatte, nur bergauf – und das erst noch ziemlich steil. Mit 14 Jahren schnupperte die Schweizerin mit slowakischen Wurzeln an den Top 1000 der WTA-Rangliste, zwei Jahre später hatte sie bereits zwei Junioren-Grand-Slam-Turniere gewonnen.

Als «Wunderkind» wurde Bencic hierzulande hochgejubelt, als neue «Swiss Miss» in den Tennishochburgen dieser Welt gefeiert. Es ist der Übername, den Martina Hingis während ihrer grossartigen Karriere verliehen wurde. Nun aber gerät ihre Karriere erstmals aus den gewohnten Bahnen. Den bisherigen Weg konnte Bencic alleine mit ihrem immensen Talent bestreiten. Für den letzten Schritt, der eine Spielerin an die Weltspitze führt, ist aber mehr gefragt: in erster Linie Persönlichkeit. An dieser feilt Bencic seit längerem. Im vergangenen Jahr trennte sie sich von ihrem langjährigen Manager Marcel Niederer. In diesem Jahr reiste sie erstmals ohne ihren Vater Ivan Bencic an die Australian Open. Niederer und ihr Vater sind zwei Bezugspersonen, die für Bencics Karriere entscheidend waren. Der Manager investierte in den Anfängen sehr viel Geld, ohne dass er wusste, wie weit es Bencic denn tatsächlich auch schaffen würde. Der frühere Eishockeyprofi Ivan Bencic brachte seiner Tochter das Abc des Sports bei, lehrte sie, für ihren Traum zu kämpfen, und beschützte die unerfahrene Newcomerin in der ersten Zeit auf der WTA Tour vor zu viel Ablenkung. Dank Marcel Niederer und ihrem Vater ist Belinda Bencic überhaupt erst so weit gekommen im internationalen Tenniszirkus.

Doch nun scheint es, als würden die Muster, die für ihre frühe Karriere richtig waren, nicht mehr reichen, um den letzten Schritt am Berg zu tun. Aus diesem Grund muss Bencic Vertrautes aufgeben, sich auf Neues einlassen. Hoffen, dass der Weg, den sie einschlägt, sie auch ans Ziel führt. Eine Garantie dafür gibt es nicht. Doch Bencic hat einen grossen Trumpf. Sie ist noch sehr jung. Mit erst 19 Jahren ist für sie noch alles möglich. Selbst wenn sich die eine oder andere Verletzung als gravierend herausstellen sollte, bleibt ihr genügend Zeit, um sich von ihr zu erholen.

Natürlich, wer so kurz vor dem Gipfel steht, der will ihn auch sofort erklimmen. Ganz besonders, wenn man ein Teenager ist und sowieso nichts schnell genug gehen kann. Das Wichtigste wird für sie trotzdem sein, sich in Geduld zu üben. Denn grosses Talent besitzt die Schweizer Tennishoffnung zweifellos. Jetzt kommt es aber auf den Durchhaltewillen der 19-Jährigen an.

 

Matthias Hafen

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