Welche Finals an grossen Turnieren bleiben uns in Erinnerung? Jene mit einem herzergreifenden Drama. Das Drehbuch des EM-Endspiels zwischen Portugal und Gastgeber Frankreich lieferte gar ein unvergessliches.
Im Stadion, wo Tausende von Faltern herumschwirrten, glaubte Portugals offensiver Schillerfalter Cristiano Ronaldo zunächst den wohl bittersten Moment in seiner grossen Karriere zu erleben. Vom Franzosen Dimitri Payet früh im Spiel rüde von den Beinen geholt, biss er trotz Schmerzen im linken Knie auf die Zähne – aber es ging nicht mehr. Ronaldo, der sein Team endlich zu einem grossen Titel führen wollte, wurde auf der Bahre rausgetragen. Er weinte bittere Tränen – und mit ihm ganz Portugal.
Das Erstaunliche dabei: Mit dem Abgang des Superstars, von dessen Fähigkeiten das eigene Offensivspiel so sehr abhängt, bekamen die Portugiesen das Spiel und den Gegner besser in den Griff. Als sie sich taktisch neu sortierten, flachte der Unterhaltungswert des Finalspiels ab.
Es passte prima zu diesem Drama und zur Euro 2016, dass der Franzose André-Pierre Gignac in der vorletzten Minute nur den Pfosten traf und so die Verlängerung ermöglichte. Das Turnier glänzte weniger durch grosse Spiele als durch Spannung und (Penalty-)Dramen.
Mit einer Einzelleistung gelingt Éder der Siegtreffer. Der erste Titel für Portugal, den ersten Gegner in der WM-Qualifikation der Schweizer, ist ein Kick für ein wirtschaftlich gebeuteltes Land. Und für Ronaldo, der in der Schlussphase sein Team coachte, das grossartige Ende eines persönlichen Dramas.
Andreas Ineichen
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