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Oberägeri

Gegenwärtig wird sogar Alosen mit Seewasser versorgt

Wenig Niederschlag und grosse Wärme auch in Oberägeri: Die Grundwasserquellen liefern nur noch wenig Trinkwasser. Dank des Wasserwerks kommt es aber nicht zu Versorgungsengpässen. Dieses läuft derzeit auf Hochtouren.
Brunnenmeister Erich Duss zeigt, wie tief der Pegel des Ägerisees momentan ist. (Bild: Werner Schelbert (Oberägeri, 21. Juni 2018))

Carmen Rogenmoser

Frühling und Frühsommer zeigten sich bisher von der schönsten Seite: viel Sonnenschein, sommerliche Wärme und blühende Pflanzen. Das hat allerdings auch eine Schattenseite: Es ist viel zu trocken. Seit März liegt die Niederschlagsmenge weit unter dem Durchschnitt.

Das zeigt sich besonders in Oberägeri. Das Quellwasser ist dermassen zurückgegangen, dass das Seewasserwerk auf Hochtouren läuft. 65 Prozent des Trinkwassers der Gemeinde produziert in diesen Tagen das einzige Wasserwerk des Kantons. Lediglich 35 Prozent des Verbrauchs ist Quellwasser. Zum Vergleich: Normalerweise kommen 80 Prozent von den Quellen und 20 Prozent aus dem Werk.

«Aktuell pumpen wir sogar Seewasser bis in den Alosen», sagt Brunnenmeister Erich Duss. Das sei bisher erst im Hitzesommer 2003 vorgekommen. Von einer «Wasserknappheit» könne man aber nicht sprechen, so Duss. «Dank des Seewasserwerks gibt es die bei uns eigentlich nicht. Engpässe können gut abgefangen werden.»

Trotzdem handelt es sich um eine Ausnahmesituation. «Wir hatten im Winter viel Schnee, seit dem Frühling aber kein richtiges Regenwasser mehr», erklärt er. Die natürlichen Ressourcen seien aufgebraucht. Seit rund einem Monat beobachtet Duss nun, dass immer mehr Wasser aus dem Werk ins Trinkwassernetz eingespeist werden muss. «Am bisherigen Spitzentag wurden 724 Kubikmeter Seewasser und 377 Kubikmeter Quellwasser verbraucht.»

Bei den warmen Temperaturen müssen die Gärten gegossen, Rasen besprengt und Swimmingpools gefüllt werden. Das treibt den Wasserverbrauch allgemein in die Höhe. Vom Seewasser in den Leitungen merken die Konsumenten nichts. «Bis jetzt gab es keine Anrufe», so Duss. Die gute Wasserqualität des Ägerisees sei ein grosses Privileg. Das vom See angesogene Wasser habe schon fast Trinkwasserqualität.

Zwei Wochen müsste es regnen

Die Trockenheit macht sich im Übrigen auch beim tiefen Seepegel und den zurückgegangenen Bächen bemerkbar. Betroffen ist offenbar vor allem Oberägeri. Unterägeri im Gegensatz ist nicht auf zusätzliches Wasser aus dem Werk angewiesen. Ein Grund dafür ist wohl, dass Oberägeri von den teils heftigen Gewittern im Frühling, die auch zu Überschwemmungen führten, verschont geblieben ist.

Rund zwei Wochen lang müsste es ziemlich heftig regnen, damit sich die Grundwasserquellen erholen könnten. Im Idealfall würde es zuerst ein bisschen «anregnen», damit die trockenen Böden aufgeweicht werden und das Regenwasser aufnehmen können, erklärt Duss. Allerdings steht die trockene Zeit des Jahres erst bevor. «Normalerweise gehen die Quellen im Verlauf des Sommers zurück. Sie werden im Herbst durch Niederschläge und im Frühling durch die Schneeschmelze aufgefüllt.»

Doch der Klimawandel mache sich bemerkbar. «Wir beobachten eine Verschiebung: Der Herbst und der Winter sind eher trocken, dafür kommt der Regen vermehrt im Sommer.»

Bald kommt ein weiterer grosser Wasserverbraucher in Oberägeri dazu: das Ägeribad. «Das wird sicher unser grösster Kunde», sagt Erich Duss. Angst, dass es dann doch einmal zu einer Wasserknappheit kommen könnte, hat er aber nicht. «Wir haben genug Wasser», versichert der Brunnenmeister.

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