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Der wuchtige Stolz des Eidgenössischen

Zum ersten Mal wird bei einem Eidgenössischen Schwingfest eine eigene Skulptur auf dem Festgelände stehen. Jetzt wurde das Kunstwerk enthüllt – und es beeindruckt.
Holzbildhauer Stephan Schmidlin auf seiner ESAF-Skulptur. (Bild: Stefan Kaiser (Cham, 20. Juni 2018))

Sie ist eindrücklich. 4 Meter hoch und 3 Meter breit, auf einem Sockel aus Holz mit rund 3 drei Meter Durchmesser und 10 Tonnen schwer: die offizielle Skulptur des Eidgenössischen Schwing- und Älplerfests 2019 (ESAF) in Zug. Das Organisationskomitee – zusammen mit Künstler und Erschaffer Stephan Schmidlin – präsentierte die Holzskulptur gestern in Cham den Medien.

Dort, auf dem alten Papieri-Areal, in einer ausrangierten Werkhalle, hat Schmidlin sein Atelier. Die Beteiligten versuchten keineswegs, ihre Begeisterung und den Stolz zu verstecken. So sprach OK-Präsident Heinz Tännler von «etwas Einmaligem»: Eine Skulptur, und vor allem eine solche, habe es in der Geschichte des Eidgenössischen Schwingfestes noch nie gegeben.

Mit einer List das OK ins Boot geholt

Zur Entstehung der beiden schwingenden Bösen, die sich vor einem Schweizer Kreuz bekämpfen, gab dann Tännler eine Anekdote zum Besten: Als Schmidlin gehört habe, dass das ESAF 2019 in Zug stattfinden solle, sei er mit der Idee einer Skulptur zu ihm gekommen. «Für ihn war klar, dass man für dieses Fest etwas schaffen müsse, was weiter an diesen einmaligen Anlass in Zug erinnern soll.» Er, Tännler, der Schmidlin schon länger kennt, sei von Anfang an ganz Ohr gewesen. Doch seine Kollegen im OK blieben der Idee gegenüber skeptisch, schliesslich würde eine Skulptur ja auch wieder einiges kosten. So habe er Schmidlin gesagt, er solle einfach unangemeldet bei einer Sitzung des OKs «reinschneien» und die Idee präsentieren. Gesagt, getan, und dann seien rasch alle Beteiligten im Boot gewesen.

Zurück zur Skulptur. Beim Sujet sei für ihn schnell klar gewesen: «Das müssen zwei Böse vor dem Schweizer Kreuz sein», so Schmidlin. Er wolle damit einerseits die bodenständigen und traditionellen Werte zum Ausdruck bringen und andererseits die Verbundenheit des Schwingsportes mit der Schweiz zeigen.

Seine eigene Verbundenheit mit dem Schwingsport habe schon früh begonnen, erzählt der 55-jährige Künstler. «Mein Vater war ein Schwingfan, er schickte mich auch in den Schwingverein. Dort war ich wohl der beliebteste Gegner, denn ich war zu leicht und habe oft nur Sägemehl ‹gefressen›.» Er habe den Sport darum nicht allzu lange betrieben und ist stattdessen zum Turnen gewechselt. «Doch ich bin immer ein grosser Fan geblieben.»

«Zu Brennholz wird sie nicht, so viel ist klar»

Dass er die Skulptur fürs ESAF überhaupt realisieren konnte, sei einer glücklichen Fügung zu verdanken, so Schmidlin. «Das war ein Riesenzufall, als auf dem Nestlé-Areal in Cham der 40 Meter hohe, rund 130 Jahre alte Mammutbaum wegen Pilzbefalls gefällt werden musste. Für den Bildhauer erwies sich das Holz als Glücksgriff, denn die Qualität stimmte. «Das Holz atmet und arbeitet nach wie vor, darum gibt es auch dunkle Flecken», erklärt Schmidlin. Er werde jetzt noch an Details arbeiten, etwa an den Gesichtern, den Zähnen oder an den Kniegelenken der beiden Schwinger. Dann wird die Skulptur angemalt, dem ESAF-Logo entsprechend. An der Eröffnung des Gabentempels auf dem Stierenmarkt-Areal am 9. August 2019 wird sie dann – farbig – der Öffentlichkeit präsentiert. Während des Fests wird sie auf dem Gelände aufgestellt, bevor sie schliesslich ihren endgültigen Standort erhält.

Wo dies genau sein wird, steht noch nicht fest. Tännler: «Es muss ein prominenter Ort sein in Zug, etwa ein Kreisel, sodass sich alle, die an der Skulptur vorbeikommen, an dieses historische Ereignis erinnern.» Dazu würde man das Kunstwerk der Allgemeinheit vermachen. «Zu Brennholz wird sie jedenfalls nicht, so viel ist klar.»

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