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Landrat

Projekt abgelehnt: Der Kanton Uri schreibt die Geschichte nicht neu

Im Kanton Uri wird die Geschichte nicht neu geschrieben. Das Parlament hat auch ein abgespecktes Buchprojekt mit kleinerem Umfang und tieferen Kosten verworfen. Der Landrat lehnte 400'000 Franken für ein insgesamt 1,6 Millionen Franken teures Vorhaben mit 34 zu 22 Stimmen und drei Enthaltungen ab.

Der Regierungsrat wollte die Kantonsgeschichte seit 1798, also seit der Helvetischen Republik, neu darstellen. Sie hätte auf 500 Seiten Platz finden und zwei Bände umfassen sollen. Geplant war auch, die Geschichte im Internet mit Ton- und Bildmaterial aus dem Staatsarchiv zu publizieren. Vorgesehen waren mehrere Autoren und eine Zusammenarbeit mit einer Universität.

Ursprünglich wollte die Regierung die Geschichte der letzten 8000 Jahre auf 1250 Seiten darstellen. Das Parlament stand dem Projekt schon im letzten Jahr kritisch gegenüber und wies den Kreditantrag über 2,9 Millionen Franken an die Regierung zurück. Dieser reduzierte den Umfang und die Gesamtkosten auf 1,6 Millionen. Einen Grossteil davon sollte aus Lotteriegeldern, Sponsoring und dem Bücherverkauf bestritten werden.

Claudia Gisler (CVP) lehnte auch die um 45 Prozent günstigere Variante ab. Über die Geschichte des Kantons seien genügend Bücher geschrieben worden.

In Uri war Mitte November 2015 ein neues Buch zur Kantonsgeschichte erschienen. Es handelt sich um den zweiten und letzten Band der "Geschichte des Landes Uri", der die Zeit vom 16. bis 20. Jahrhundert behandelt. Autor ist der einheimische Historiker Hans Stadler-Planzer.

Hansueli Gisler (SVP) sagte, bereits wieder ein Geschichtswerk in ähnlicher Form sei überflüssig. Es gebe zwar im Kanton etwa mit dem Basistunnel und dem Tourismusresort in Andermatt zahlreiche neue Entwicklungen. 400'000 Franken aus der Kantonskasse für ein neues Projekt seien aber angesichts der finanziellen Situation nicht verantwortbar.

Vinzenz Arnold (SVP) liess im Ratssaal einen Teil seiner über 250 Bücher über den Kanton Uri theatralisch präsentieren. Er fügte an, dass das Staatsarchiv gut funktioniere und für alle zugänglich sei. Heute könnten zudem alle Interessierte und Schüler die Urner Geschichte im Internet abrufen.

Hinter die Vorlagen stellten sich Teile der FDP, der CVP sowie die SP/Grüne-Fraktion. Nina Marty (SP/Grüne) sagte, eine wissenschaftliche Aufarbeitung der Geschichte sei für einen Nichtuniversitätskanton wichtig. Georg Simmen (FDP) betonte, es gehe nicht darum, einfach zwei neue Bücher zu schreiben. Vielmehr sollten verschiedene Teilaspekte der Geschichte zusammengefasst und kommentiert werden.

Bildungsdirektor Beat Jörg (CVP) plädierte ebenfalls vergeblich für das neue Forschungsprojekt. Geschichte und die Geschichtsschreibung seien nie zu Ende, sagte er. Jede Generation habe ihre eigenen Methoden und Fragen an Historiker. Die Geschichte müsse aus der heutigen Gegenwart aufgearbeitet werden. Es sei für Uri und das Selbstverständnis wichtig, ein gutes und aktuelles Geschichtsbuch zu haben.

sda

 

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