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Kantonsbahnhof

In Altdorf halten ein Jahr lang keine Züge

In den nächsten Jahren wird der Bahnhof Altdorf zum Kantonsbahnhof ausgebaut. Während der intensivsten Bauphase ab Dezember 2019 werden in Altdorf ein Jahr lang keine Züge halten.

Urs Hanhart

urs.hanhart@urnerzeitung.ch
Im Zusammenhang mit dem Auflageprojekt zum neuen Kantonsbahnhof veranstalteten die Bau- und Volkswirtschaftsdirektion am Dienstag in der Aula des Berufs- und Weiterbildungszentrums Uri eine Informationsveranstaltung. Der Aufmarsch war derart gross, dass sich Dutzende mit Stehplätzen begnügen mussten. «Mit so vielen Leuten hatten wir nicht gerechnet», meinte Volkswirtschaftsdirektor Urban Camenzind zu Beginn. «Wir sind positiv überrascht.»

Mit dem neuen Kantonsbahnhof geht es in grossen Schritten voran. Bereits stehen rund um den Bahnhof Profilpflöcke, die sichtbar machen, was gebaut wird. Alleine in die Verkehrsinfrastruktur werden 60 Millionen Franken investiert. «Wir wollen die positiven Impulse der Neat und die wirtschaftliche Entwicklung, die daraus ermöglicht wird, nutzen», betonte Camenzind. «Zudem möchten wir den öffentlichen wie auch den Individualverkehr konsequent zusammen vernetzen und sauber planen.»

Ab 2021 täglich 21 Intercity-Halte

Der Kantonsbahnhof sei für die Entwicklung des Kantons Uri von höchstem Interesse. «Eine sehr gute Verkehrsanbindung ist von grosser Bedeutung. Realisiert wird eine neue zentrale Drehscheibe», so der Urner Volkswirtschaftsdirektor weiter. Camenzind wies darauf hin, dass der Bund dem Kanton Uri ab 2021 für den Kantonsbahnhof täglich 16 Intercity-Zugshalte und die Finanzierung der bahnseitigen Infrastrukturanpassungen zugesichert habe. Bei diesem Entscheid seien die Entwicklungspotenziale im unmittelbaren Umfeld und in der weiteren Umgebung des Kantonsbahnhofs stark ins Gewicht gefallen.

Marc Manetsch, Gesamtprojektleiter SBB-Infrastruktur, betonte: «Innerhalb von zwei Jahren wird auf engstem Raum viel realisiert.» Der Kern des Projekts ist eine Perronverlängerung von bisher 220 auf 420 Meter. Das macht weitere Infrastrukturanpassungen wie einen kompletten Neubau der Hubrol-Entladeanlage notwendig. Zudem wird ein neues Rangiergleis gebaut. «Wir haben in Absprache mit dem Kanton und der Standortgemeinde entschieden, den Bahnhof Altdorf von Dezember 2019 bis Dezember 2020 zu schliessen», verriet Mantsch. «Der Hauptgrund für diese Massnahme ist ganz klar die Sicherheit. Diese hätten wir selbst mit einem grossen Aufwand für die Fahrgäste nicht garantieren können. Durch die Schliessung können wir den Bahnhof zudem schneller und günstiger bauen. Die Bauarbeiten erfolgen grösstenteils tagsüber. Das sind auf der Habenseite ganz viele Vorteile.»

Es verkehren Bahnersatzbusse

Während der Bahnhofschliessung verkehren Bahnersatzbusse, sodass die ÖV-Anbindung zu dieser Zeit gewährleistet ist. Auch sind die SBB laut Mantsch dafür besorgt, dass der SBB-Billettschalter, der Coop-Pronto-Shop und der Kiosk während der Bauzeit geöffnet bleiben. Je nach Bahnersatzkonzept soll der Billettschalter allenfalls vorübergehend an einen anderen Standort verlegt werden.

Auch das Busnetz wird auf den Kantonsbahnhof ausgerichtet. Baudirektor Roger Nager zeigte auf, wie die beiden neuen Bushöfe auf der Ost- und Westseite des Bahnhofs dereinst aussehen werden. Der heutige Bahnhofplatz wird so umgebaut, dass neu sechs Bushaltekanten Platz finden. Um Raum für die neuen Anlagen zu schaffen, sind Anpassungen an den Strassen notwendig. Auf der Westseite entstehen zusätzliche Bushaltestellen für den Tellbus und den Winkelriedbus. Der Kantonsbahnhof soll zur eigentlichen ÖV-Drehscheibe werden. «Mit diesen Investitionen legen wir den Grundstein für eine Weiterentwicklung unseres Kantons», betonte Nager.

Die öffentliche Planauflage startet am 12. Februar und endet am 13. März 2018. Im Sommer 2019 soll die Plangenehmigung erfolgen. Die Bauarbeiten sollen im Herbst 2019 beginnen und Ende 2021 abgeschlossen werden. Wenn alles plangemäss verläuft, wird der Kantonsbahnhof im Dezember 2021 in Betrieb genommen.

Beim Projekt Kantonsbahnhof Altdorf übernimmt die Gemeinde Altdorf als Standortgemeinde die Kosten von 3,2 Millionen Franken für die Verlängerung der Personenunterführung. Diese verbindet die Teilprojekte West und Ost. Zudem erschliesst sie das Mittelperron. «Die Gemeinde Altdorf trägt finanziell zum Projekt bei, weil wir für den ganzen Kanton grosse Chancen und Entwicklungsperspektiven sehen», erklärte Gemeindepräsident Urs Kälin. «Aus Sicht der Gemeinde gibt es einige Punkte und Projektelemente, die noch nicht optimal gelöst sind und die wir korrigieren möchten. Ferner stellen wir fest, dass es diverse offene Fragen gibt.»

Gemeinderat meldet Bedenken an

Unglücklich ist der Gemeinderat Altdorf mit dem geplanten Standort des Versickerungsbeckens unmittelbar an der Reussacherstrasse und direkt gegenüber dem heutigen Bahnhof. «Aus städtebaulicher Sicht ist der Standort ungünstig und mitten in einem künftigen Siedlungsgebiet unpassend. Zudem erachten wir das Becken als klar überdimensioniert», begründete Kälin die ablehnende Haltung.

Als zweiten Kritikpunkt führte er die Rampe aus der neuen Personenunterführung auf der Westseite an. Diese soll ohne Überdachung realisiert werden. Beim heutigen Bahnhofplatz ist ein Tempo-50-Regime vorgesehen. Für Kälin ist dies nicht optimal. «Das ist insbesondere für den Langsamverkehr unangemessen. Mit Tempo 30 oder allenfalls einer Begegnungszone könnte die Verkehrssicherheit massiv erhöht werden.» Zum Schluss stellte Kälin klar: «Die Gemeinde Altdorf unterstützt das Projekt Kantonsbahnhof und ist mit den grossen Linien vorbehaltlos einverstanden. Unsere Anliegen werden wir fundiert, sachlich und in konstruktiver Art und Weise einbringen», so Kälin.

UKB will Zeichen setzen

Die Urner Kantonalbank (UKB) will im Bereich des Kantonsbahnhofs, zwischen dem Bushof Ost und den SBB-Gleisanlagen, für geschätzte 35 Millionen Franken einen repräsentativen sechsstöckigen Neubau mit einer Gesamtgeschossfläche von 10000 Quadratmetern realisieren. Vier Etagen sollen für Büros und Dienstleistungen genutzt werden, wobei die UKB anderthalb Etagen für sich beanspruchen will. Die Gründe für das Engagement fasste UKB-Bankratspräsident Heini Sommer folgendermassen zusammen: «Der Kantonsbahnhof ist die beste Lage im Urner Talboden und ein attraktiver Standort für innovative Unternehmen. Diesen Platz wollen wir nicht einer anderen Bank überlassen. Mit unserem Neubau setzen wir ein starkes Zeichen dafür, dass wir an diesen Standort glauben.» Am jetzigen Standort im Dorfzentrum will die UKB festhalten. Dort sollen 6 Millionen Franken in einen Umbau investiert werden. (urh)

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