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Ein ganz besonderes Spektakel zur Sommersonnenwende: Der Kirchturm von Sarnen steht zuerst im Sonnenlicht

Am Donnerstag, 21. Juni, geht die Sonne exakt zwischen dem Grossen und Kleinen Stanserhorn auf und bescheint um ca. 6.32 Uhr als ersten Ort im Tal die Kirche Sarnen. Hinter diesem Ereignis stecken weitere spannende Erkenntnisse des Sarner Bildhauers Kurt Sigrist.
Die Pfarrkirche in Sarnen bei Sonnenaufgang. (Bild PD)

Der Sarner Bildhauer Kurt Sigrist hat verschiedene imaginäre Kultlinien entdeckt, die sich wie ein Netz quer durch Obwalden bis ins Berner Oberland, nach Luzern und in den Aargau spannen. Der Ursprung dieser Erkenntnis ist einem Zufall zu verdanken: Am 21. Dezember 1984 beobachtete Sigrist am frühen Morgen auf der Fahrt von Kerns nach Sarnen ein eigenartiges Phänomen: Während das Dorf Sarnen noch in Dunkelheit getaucht war, erstrahlte die Pfarrkirche des Obwaldner Hauptortes bereits im Glanz der ersten Sonnenstrahlen. Dies just am Tag der Wintersonnenwende, wie Sigrist feststellte. Ein Zufall oder eine Verbindung zum keltischen Brauch, bedeutsame Orte an den Wendepunkten des Jahres auf ebenso bedeutsame Punkte am Horizont auszurichten?

Hinweise auf einen vorchristlichen Sonnenwendplatz

Der Kunstschaffende ging diesem Ereignis nach, beobachtete die Sonneneinstrahlungen und forschte auf Karten nach Verbindungen zwischen markanten Bergspitzen und sakralen Bauten. Bei seinen inzwischen über drei Jahrzehnte dauernden Nachforschungen machte er verschiedene imaginäre, gerade Kultlinien aus: Von der Pfarrkirche Sarnen aus betrachtet geht jeweils am Tag der Sommersonnenwende, am 21. Juni, die Sonne im Einschnitt zwischen dem Stanserhorn und dem «Chli Horn» auf. Am 21. Dezember ist das gleiche Phänomen zwischen Nünalphorn und Huetstock zu beobachten. Die Kreuzung der Winter- und Sommersonnenwende bei der Pfarrkirche Sarnen lässt darauf schliessen, dass es hier einen vorchristlichen Sonnenwendplatz gegeben haben könnte.

Weiter fiel Sigrist auf, dass sich die gerade Linie von der Pfarrkirche Sarnen zur Kirche Alpnach nordwärts bis zur Kapelle Rengg und weiter zur Kirche Adligenswil erstreckt und südwärts bis zur alten Kirche Lungern und zum Taleinschnitt des Brünigpasses verlängern lässt. Eine weitere Gerade zielt von der alten Kirche Lungern über die Kirche Sachseln und die Kirchen Kerns zur Kirche St. Jakob in Ennetmoos. Sigrist hat weitere Linien gefunden, etwa jene, die von der Luzerner Hofkirche über die Rengg-Kapelle, Siebeneich und Kerns zur Kapelle Flüeli und weiter über den Berg Haupt bis zur Kirche Innertkirchen führt.

Ausserdem gibt es gemäss Sigrists Recherchen auch ein pythagoreisches Dreieck mit den Seitenverhältnissen von 3:4:5. Auf dem markanten Dreieck St. Niklausen, Gedenkstein Stalden und St. Jakob finden sich die Kapellen von Flüeli, Ramersberg, Wisserlen und St. Antoni.

Keinen wissenschaftlichen Anspruch und dennoch eindrücklich

Die Recherchen und Hypothesen von Kurt Sigrist haben keinen wissenschaftlichen Anspruch und sind laut dem Verein Kulturlandschaft Obwalden dennoch eindrücklich. In Zusammenarbeit mit der Kulturlandschaft Obwalden werden nun die Erkenntnisse des wenig erforschten Phänomens erstmals umfassend dokumentiert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Der Auftakt dieses Projekts findet am Donnerstag, 21. Juni, just zur Sommersonnenwende statt. Man trifft sich um 6.00 Uhr in der Früh bei der Pfarrkirche in Sarnen. Die Veranstaltung wird von den Klängen des Musikers Jul Dillier begleitet. Drei Monate später endet das mobile Ausstellungs- und Informationsprojekt mit der Illumination einer imaginären Linie, welche die Flüeli-Kapelle mit der Pfarrkirche Kerns, der Kapelle Siebeneich und der Renggkapelle verbindet. (red/flu)

Hinweis: Weitere Informationen gibt es hier.

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