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Der Seebuchtchor feiert in Ennetbürgen mit Operettenzauber

Seit 20 Jahren singen Männer aus Ennetbürgen und Buochs im Seebuchtchor. Für Dirigentin Ruth Würsch war das Jubiläumskonzert nach 15 Jahren Höhepunkt und Abschied zugleich.
Dirigentin Ruth Würsch in Aktion am Jubiläumskonzert. (Bild: Romano Cuonz (Ennetbürgen, 24.Juni 2018))

Romano Cuonz

Im Ennetbürger Gemeindesaal blitzen die Scheinwerfer auf und etwa zwei Dutzend Männer rücken ins Rampenlicht. Elegant in Schwarz gekleidet sind sie mit weissen Fliegen am Hemdkragen. Man sieht ihnen die Vorfreude auf diesen Samstagabend voll Musik und Gesang an.

Jetzt kommt aus dem Publikum ein Kellner samt einem mit Sektgläsern beladenen Serviertablett: Es ist Alois Bissig alias Oberkellner Leopold aus Ralph Benatzkys «Weissem Rössel». Er führt den ganzen Abend kundig durchs Programm und verspricht kein Wort zu viel, wenn er dem Publikum gut zwei Stunden Operettenzauber ankündet.

Das Publikum geriet aus dem Häuschen

Ja, in der Seebucht, wo Männer aus Buochs und Ennetbürgen seit genau 20 Jahren gemeinsam singen und konzertieren, ist an diesem Abend, wie es im «Weissen Rössel» so schön heisst, die ganze Welt himmelblau. Wie gut die Stimmung, wie gross die Freude am Singen ist, wird schon beim ersten Stück klar. Aus der Operette «Die Fledermaus» von Johann Strauss erklingt das Lied «Im Feuerstrom der Reben». Da rufen denn Tenor und Bass dem Publikum zu: «Stosst an, stosst an, und huldigt im Vereine dem König aller Weine!» Dies lassen sich die Leute im Saal nicht zweimal sagen. Allenthalben werden Sektgläser gehoben.

Einen besonderen Reiz entfalten an diesem Abend professionelle Solistinnen und Solisten. Die Musiker Georg Commerell (Klavier) und Daniel Frankenberg (Violine) begleiten den Chor sehr einfühlsam. Die Sopranistin Aurelia Würsch und der Tenor Armin Würsch treten entweder mit dem Chor zusammen oder in einem Intermezzo auch für sich allein auf. Unvergessliche Momente, in denen das Publikum aus dem Häuschen gerät, sind etwa, wenn Daniel Frankenberg auf der Violine virtuos das «Liebesleid» von Fritz Kreisler spielt. Oder, wenn der Tenor Armin Würsch zusammen mit dem Chor das traurig schöne «Wolgalied» aus Franz Lehars «Der Zarewitsch» singt.

Bezaubernd auch die junge Aurelia Würsch aus Carl Zellers «Christel von der Post». Ganz erstaunlich, wie das häufige Wechselspiel zwischen Chor und Solisten erfolgt. Dahinter erkennt man ein grosses Mass an ebenso präziser wie intensiver Probearbeit.

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge

«Grüss euch Gott, alle miteinander» aus dem «Vogelhändler» von Carl Zeller, ein wahrer Ohrwurm, ist älteren Generationen als Auftakt zum Radio-Wunschkonzert noch bestens bekannt. Armin Würsch gab ihn gekonnt zum Besten.

Der einzige Wermutstropfen an diesem Abend war allerdings, dass die, für den Chor wohl wichtigste Person, nicht «Grüss Gott», sondern «Auf Wiedersehen» sagte. Für die umsichtige Dirigentin Ruth Würsch hiess es nach 15 langen und erfolgreichen Jahren Abschied nehmen. Sie tat dies wohl mit einem weinenden aber zusammen mit den Sängern auch mit einem noch viel mehr lachenden Auge. Fast verschmitzt wirkte sie, als sie all die gestandenen Mannen in einem ihrer Lieblingslieder aus Lehars Operette «Die Lustige Witwe» singen liess: «Ja das Studium der Weiber ist schwer, nimmt uns Männer verteufelt her!»

Es war ein wirklich schönes Jubiläum für den Seebuchtchor, sozusagen unter dem Motto von Carl Maria Ziehrer aus der Operette «Die Landstreicher»: «Sei gepriesen, du lauschige Nacht». Oder sollte man es angesichts des Abschieds der engagierten Dirigentin doch eher mit den Worten von Fred Raymond aus der Operette «Maske in Blau», sagen (dieses Potpourri war einer der Höhepunkte des Abends): «Schau einer schönen Frau nicht zu tief in die Augen ...»

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