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Fussball

Fussball-Chaoten liefern sich Strassenschlacht in Luzern – sechs Festnahmen

Vor dem Rückspiel in der Europa-League-Quali gingen Anhänger von NK Osijek und dem FC Luzern aufeinander los. Und das gleich mehrmals. Die Polizei verhaftete sechs Personen.
Kroatische Fans auf dem Kornmarkt in Luzern.

Kilian Küttel

kilian.kuettel@luzernerzeitung.ch

Es war sowas wie ein wüstes Kräftemessen vor dem sportlichen Wettkampf auf dem Rasen: Gegen 15.45 Uhr ging auf der Redaktion unserer Zeitung die Meldung ein, dass sich Anhänger von NK Osijek und vom FC Luzern in der Stadt eine Schlägerei lieferten. Gruppierungen der beiden Klubs gingen beim Bundesplatz aufeinander los – genau genommen vor dem Fanlokal des FCL, der Zone 5. «Ich bin geschockt, schlicht fassungslos», sagte eine Augenzeugin, die direkt beim Bundesplatz arbeitete, kurz nach dem Aufeinandertreffen.

Gemäss ihren Aussagen tauchten einige kroatische Fans erstmals kurz nach dem Mittag beim Bundesplatz auf. Vermutlich, um den Standort zu inspizieren. Gegen 15.20 Uhr seien sie das zweite Mal gekommen, diesmal aber mit Verstärkung: «Ich würde sagen, es waren etwa 40 Personen.» Daraufhin hätten sie sich beim öffentlichen WC formiert und in Richtung Fanlokal provoziert. Die Zeugin weiter: «Dann sind etwa 30 Luzerner aus dem Lokal getreten.» Das war der Moment, in dem die Situation eskalierte: «Von einem Augenblick auf den anderen haben sie einander angegriffen.» Laut der Zeugin flogen nicht bloss die Fäuste, die Chaoten hätten Glasflaschen und Eisenstangen als Waffen benutzt.

Zweiten Angriff vereitelt die Polizei

Etwa fünf bis sieben Minuten habe der Kampf gedauert. Schliesslich suchten die Kroaten das Weite – wohl abgeschreckt durch die anrückende Polizei. Doch der Kampf vor dem Spiel war damit nicht zu Ende, sondern bloss unterbrochen. Nach der ersten Schlägerei versammelten sich die kroatischen Anhänger bei der Rathaustreppe, machten sich dann auf über die Bahnhof- und die Zentralstrasse. Offenbar war das Ziel erneut der Bundesplatz. Doch dies wusste die Polizei zu vereiteln. Etliche Einsatzkräfte in Kampfmontur sowie ein Kastenwagen und ein Mannschaftsfahrzeug versperrten den Weg auf beiden Seiten der Strasse. Kurzzeitig war die Zentralstrasse nicht mehr befahrbar.

Auf dem Fanmarsch Richtung Allmend überschlugen sich die Ereignisse ein zweites Mal: Plötzlich tauchte wieder eine Splittergruppe kroatischer Krawallmacher beim Bundesplatz auf. Laut der Augenzeugin kam es zu einer weiteren Prügelei, die Polizei hatte die Situation aber offenbar innert kurzer Zeit wieder im Griff. «Ich habe gesehen, wie mindestens eine Person verhaftet wurde», so die Zeugin.

Der Bundesplatz und die ­Langensandbrücke wurden an diesem Nachmittag noch ein drittes Mal zum Brennpunkt: Auf Höhe der Gassenküche ging ein Aufschrei durch die marschierenden Fans: «Kommt, kommt!», schrien sie und rannten los. Bei der Langensandbrücke angekommen, wartete aber bereits wieder die Polizei. Mit dem Wasserwerfer sorgten die Polizisten dafür, dass sich der Mob wieder auflöste. Ungefähr eineinhalb Stunden vor Spielbeginn spielten sich diese Szenen ab.

Augenzeugen berichten weiter, dass für schätzungsweise 200 bis 300 Fans das kroatische Vereinslokal an der St. Karli-Strasse 6 reserviert gewesen sei. «Vor Ort war alles bereit für die Fans. Die Polizei war präsent und auch ein Extrabus der VBL – gekommen sind aber nur etwa ein Dutzend Fans», so eine Augenzeugin. Gut möglich also, dass die kroatischen Fans dann bewusst andere «Schauplätze» wählten, um zu randalieren.

kük/nop/jem

Sechs Personen verhaftet

In der Luzerner Altstadt kam es gemäss Luzerner Polizei während der Tumulte zu einer tätlichen Auseinandersetzung zwischen vier Personen. Wie die Luzerner Polizei am späten Abend mitteilt, wurde ein Mann, welcher intervenieren wollte, zu Boden gestossen und erlitt eine Schürfwunde. Die vier beteiligten Männer rannten in unbekannte Richtung davon.
 
Auf dem Marsch zum Stadion wurden durch die Anhänger von Osijek diverse Handlichtfackeln gezündet und kam es zu vereinzelten Sachbeschädigungen. Der genaue Schadenbetrag könne zurzeit noch nicht beziffert werden.

Während und nach dem Spiel blieb es laut Polizei mehrheitlich ruhig.


pd/nop