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Nebikon

Neue Poststelle verärgert Kunden

Die Post setzt auf Kundenfreundlichkeit und bezieht im Wiggertal ein neues Zentrum. Wer am Schalter aber über 500 Franken abheben will, wird abgewiesen.
An Postschaltern ohne das Sicherheitsglas gibt es nur noch höchstens 500 Franken in bar (Symbolbild).
Bild: Phillipp Schmidli / Neue LZ

Christian Hodel

Die Post sieht sich gerne als kundenfreundliches Unternehmen: «Wir erwarten Sie mit einem frischen und modernen Auftritt. Die Schalter sind ohne trennendes Glas und garantieren den persönlichen Kontakt.» Dies schreibt das Unternehmen zur Eröffnung der neuen 97 Quadratmeter grossen Poststelle in Nebikon an der Egolz­wilerstrasse 5B. Mitte Juli hat die Post die neuen Räume in einem Neubau gemietet – hell sei der Schalterbereich, die Kundenzone freundlich, das Angebot praktisch, teilt das Unternehmen auf Anfrage mit. Ganz nach dem Firmenmotto: Gelb bewegt.

«Schwachsinn ist das»

In Nebikon bewegt das staatliche Postunternehmen tatsächlich die Gemüter – aber anders, als vom Gelben Riesen gewünscht: Seit dem Umzug ist es nicht mehr möglich, am Schalter mehr als 500 Franken von den Postcheckkonti abzuheben. Das sei eine Frechheit, sagt eine Kundin, die im Pensionsalter und wenig mobil ist. «Die Post bezieht völlig neue Räume, gestaltet alles um, aber wenn ich mal einen höheren Bargeldbetrag abheben will, kann ich die Filiale gar nicht gebrauchen.» Schwachsinn sei das, so die Seniorin weiter.

«Orientieren uns an Erfahrungen»

Dass hohe Geldbezüge am Schalter nicht mehr möglich sind, gehört zum Konzept der Post, wie Markus Flückiger, Kommunikationsverantwortlicher Region Mitte, bestätigt. Er teilt mit: «Poststellen mit neuem Auftritt sind eine Weiterentwicklung der klassischen Poststelle. Im Vordergrund steht ein attraktiver, kundenfreundlicher Auftritt, zu dem insbesondere Schalter ohne Glas und eine grössere Kundenzone gehören.» Höhere Bargeldbezüge wären mit weiteren Sicherheitsmassnahmen verbunden, welche sich in Nebikon nicht rechnen, so Flückiger weiter. Der Betrag von 500 Franken orientiere sich an den bisherigen Erfahrungen bei der Höhe von Bargeldbezügen. Wie viele solcher Filialen es derzeit in der Schweiz gibt, bei denen nur ein beschränkter Geldbetrag bezogen werden kann, weiss Markus Flückiger nicht. Fest steht: Das Dorf im Wiggertal ist längst kein Einzelfall.

Zur Situation in Nebikon sagt Flückiger weiter: «Die Beschränkung auf den Maximalbetrag von 500 Franken beim Bezug von Bargeld hält die Post für vertretbar, wenn man das dichte Poststellennetz im Umfeld bedenkt.» Für grössere Summen würden der Kundschaft die nahe gelegenen Poststellen – etwa in Schötz oder Dagmersellen – und der Postomat zur Verfügung stehen. Am Automaten sind Geldbezüge generell bis 1000 Franken pro Tag möglich. Flückiger: «Die meisten Kundenbedürfnisse können so abgedeckt werden.»

Ob diese neue Strategie der Post aber im Sinne der Kundenfreundlichkeit steht, die das Unternehmen so gerne propagiert, sei an dieser Stelle dahingestellt. Die eingangs erwähnte Kundin sagt jedenfalls: «Von einer modernen Poststelle, wie sich diese in Nebikon angekündigt hat, erwarte ich eigentlich mehr Vorzüge und nicht ein kleineres Angebot.» Sie überlege sich, ob sie ihr Postcheckkonto auflösen und ihr Geld bei einem anderen Finanzinstitut deponieren soll. In einem, wo sie an ihrem Wohnort so viel Bargeld abheben könne, wie sie auch wirklich wolle.

Briefzentrum für ganze Region

Die im Juli aufgegangene Poststelle in Nebikon ist der lokale Zustellungsort für Briefe und Pakete für mehrere Dörfer in der Region. Alle Briefträger starten seit Sommer hier ihre Touren für die Gemeinden Nebikon, Altishofen, Dagmersellen, Egolzwil, Wauwil, Schötz und Ebersecken. Das neue Zentrum hat auf die Postschalter, Postagenturen und Hausservices in den anderen betroffenen Gemeinden laut Auskunft der Post keine Auswirkungen. Diese würden weiterhin bestehen bleiben, heisst es auf Nachfrage bei der Post. Das Postzentrum ist auf rund 760 Quadratmetern (samt Poststelle, Parkplätzen und Aussenflächen) in einem Neubau an der Egolzwilerstrasse eingemietet.

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