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Poststellenreform unter strenger Beobachtung

Der Schweizerischen Post bläst gegenwärtig ein rauer Wind entgegen. Der Druck aus der Bevölkerung und der Politik gegen das neue Agenturmodell ist gross. Beim geplanten Serviceabbau in den Randregionen muss die Post zurückkrebsen.
Post-Chefin Susanne Ruoff will die Poststellenreform trotz Kritik durchziehen.
Bild: KEYSTONE/PETER KLAUNZER

97 Prozent der postalischen Dienstleistungen könne die Kundschaft bei einer Agentur erledigen, sagte Thomas Baur, Leiter Poststellen und Verkauf der Post, an der Medienkonferenz vom Freitag. Beispielsweise habe die Post Massensendungen und Abholungen für KMUs wieder in die Dienstleistungen der Agenturen aufgenommen. Auch Bareinzahlungen sind an Orten ohne Poststellen über den Pöstler wieder möglich.

Die Forderungen gehen weiter. Das Parlament verlangt, dass die Post in allen ganzjährig bewohnten Siedlungen zugestellt wird. Heute kann sie nämlich auf eine Zustellung verzichten, wenn eine Siedlung aus weniger als fünf Häusern auf einer Hektare besteht oder wenn der Weg zu einem Haus länger als zwei Minuten dauert.

Seit der Bekanntgabe der Schliessungen von 600 Poststellen im Herbst wehren sich Bevölkerung und Politik heftig. So musste die Post beim geplanten Abbau der Postdienste in den Randregionen Abstriche machen. Doch der Wandel müsse stattfinden, betonte Konzernleiterin Susanne Ruoff. Die Post befinde sich fast 90 Prozent im Wettbewerb. In der digitalen Welt lauere die Konkurrenz zudem nicht nur in der Schweiz.

765 Poststellen gesichert

Seit Anfang Jahr teilte die Post häppchenweise pro Kanton mit, wie es weitergeht. Nun ist die erste Überprüfung abgeschlossen. Laut Post sind 765 Poststellen in der ganzen Schweiz zumindest bis ins Jahr 2020 gesichert. Weitere 459 Filialen will die Post weiter überprüfen und danach über deren Zukunft entscheiden.

Zusätzlich will sie 360 neue Zugangsmöglichkeiten schaffen. Damit gebe es mehr Zugangspunkte als je zuvor, jedoch nicht mehr im herkömmlichen Sinne, sagte Baur. Was ab 2020 passiert, wisse man noch nicht. Die Digitalisierung schreite schnell voran. Man könne noch nicht sagen, wie sich die Kundenbedürfnisse bis dahin entwickelten.

1200 Mitarbeitende betroffen

In den Randregionen arbeiten laut Ruoff insgesamt 18'000 Mitarbeitende. Vom Wandel betroffen seien rund 1200 Mitarbeitende. Die Post habe den Vorteil, dass sie ein grosses Unternehmen sei. Über Pensionierungen werden viele Stellen frei. Mit den Betroffenen können diese Stellen neu besetzt werden, insofern sie den Wechsel mitmachen würden.

Die Post hat eine interne Jobbörse errichtet. Über diese können die betroffenen Angestellten beispielsweise auch Schnuppertage in anderen Gebieten absolvieren. Die Post wolle ihre soziale Verantwortung wahrnehmen.

Agenturen nicht entwicklungsfähig

Diese Bemühungen werden vom Personalverband transfair begrüsst, wie es in einer Mitteilung heisst. Er fordert aber klar, dass sich die Arbeitsbedingungen bei einer internen Weiterbeschäftigung nicht verschlechtern dürfen.

Etwas harscher ist die Kritik vonseiten der Gewerkschaft syndicom. Der Kahlschlag beim Poststellennetz müsse weiterhin bekämpft werden, schreibt syndicom in einer Mitteilung. Es brauche in einem sich wandelnden Logistikmarkt stets neue Angebote.

Es sei schon jetzt klar, dass von diesen Angeboten nur die Quartiere und Gemeinden profitieren würden, die über eine Poststelle verfügten. Agenturen seien dafür zu wenig entwicklungsfähig.

Der Konsumentenschutz nahm ebenfalls Stellung zu den heutigen Ausführungen der Post. So würde die Post den Eindruck vermitteln, dass sie ihre Dienstleistungen ausbaue, wie Geschäftsleiterin Sara Stalder in einer Mitteilung zitiert wird. Insgesamt sei der Ersatz der Poststellen durch Agenturen und Aufgabe- und Abholstellen klar als Abbau zu betrachten. (sda)