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Brunnen/Weggis

Seine Lebensfreude wird allen fehlen

«Kurt Zurfluh ist gestorben. Völlig unerwartet, wir alle sind bestürzt und werden uns erst recht bewusst, welche Lebensfreude er ausgestrahlt, welche Kompetenz, welche Begeisterung für Volksmusik und Brauchtum er vermittelt hat», schreibt sein langjähriger Schul- und Berufskollege Josias Clavadetscher.
Die letzte Sendung «Hopp de Bäse» aus Kurt Zurfluhs Wohnort Weggis wurde zu einem emotionalen Ereignis. Bild: Keystone

Josias Clavadetscher

Es ist sehr schwierig, zu diesem plötzlichen Todesfall etwas zu schreiben. Ich bin mit Kurt zur Schule gegangen, wir sassen teils in der gleichen Schulbank. Mit Kurt habe ich die wilden Sturmjahre der Jugend durchlebt und überstanden. Mit ihm war ich im Militärdienst. Er war 50 Jahre lang ein Berufskollege. Und jetzt das. Ich kann es nicht verstehen.

Karriere im Kanton Schwyz gestartet

Kurt Zurfluh ist in einer Bähnlerfamilie in Ingenbohl aufgewachsen, im kleinen Bahnwärterhäuschen 17ni in der Mettlen. Er war viel aufgeweckter als die meisten in unserer Klasse. Kurt hat so Kurierdienste für einen Eier-Produzenten gemacht, um sich einen Halbrenner zu finanzieren. Die Welt der Medien hat ihn aber schon damals fasziniert. Schon bald schrieb er an Wochenenden für die «Schwyzer Zeitung», ich für die Konkurrenz beim «Boten». Für uns beide waren das Synergien, weil wir zum eigenen Vergnügen gemeinsam Anlässe besuchen konnten. Nach seiner Berufslehre in Luzern übernahm er blutjung in Einsiedeln die Einmann-Redaktion der damaligen «Schwyzer Nachrichten». Notabene eine Tageszeitung. Dann folgte sein Sprung zum Radio. In Luzern baute Tino Arnold soeben das Regionaljournal auf und aus.

Kurt war mit dabei und blieb mehr als 40 Jahre. Er war der Anchorman für alle, die je am «Regi» gearbeitet haben. Daneben moderierte er am Schweizer Fernsehen das «sportpanorama» und «sportaktuell», bis ihm überbezahlte junge Fussball-Schnösel die Freude vergällt haben. Dafür fand Kurt dann erst recht zu seiner grossen Profession.

Ab 1996 moderierte er die neu formierte TV-Sendung «Hopp de Bäse». Sie wurde ein Publikumsrenner. Nicht nur wegen der Musik, sondern wegen ihm. Er war charmant, sprach die Sprache der Zuschauer, besass ein immenses Fachwissen, war unkompliziert, blieb nach der Sendung sitzen und: immer strahlend und humorvoll. Ein Sunnyboy. 270 Sendungen hat er präsentiert, bis er 2012, an einer eindrücklichen Derniere in Weggis, sich verabschiedet hat. Auch da hat er sich nicht verstellt und ist zu seinen Tränen in den Augen gestanden.

Das ist das, was die Radiohörer und TV-Zuschauer alle auch gehört und gesehen haben. Nur war Kurt Zurfluh viel mehr. Er war ein Reise-Fan, der über 150 Länder bereist hat. Nicht in der Fünf-Sterne-Kategorie, sondern im holprigen Rumpelbus mit den Einheimischen. Kurt war äusserst humorvoll. Er liebte Spässe und Witze. Sein Herz war so überlaufend voll von Lebensfreude und Güte, dass alle daran teilhaben konnten.

Er war auch mutig und wagte als Journalist immer wieder Aussagen, welche zu «Kritik von oben» geführt haben. Das nahm er schmunzelnd und mit seiner Lebenserfahrung einfach in Kauf. Das konnte er, weil er kompetent und professionell gewesen ist. Auch die Volksmusik- und Schwinger-Szene hat ihm vertraut, weil er gewusst hat, wovon er sprach. Die Freude an der Volksmusik, am Brauchtum, an den Traditionen, gerade in der Zentralschweiz, die besass er im Übermass.

Wir haben am Ostersamstag viel verloren. Einen guten Freund, einen lebensfrohen Mitmenschen, dem jeder Anflug von Hochnäsigkeit gefehlt hat. Obwohl er eigentlich eine TV-Legende gewesen ist. Wir haben ihm viel zu verdanken.

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