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Fussball-WM

So ausgelassen feiern die Schwyzer Fans

Einfach der Hammer: Die Schweiz gewinnt an der WM gegen Serbien 2:1 und steht vor der Achtelfinal-Qualifikation. In Innerschwyz hat man das in den Strassen lautstark gefeiert. Wir zeigen Aufnahmen aus Brunnen.
Party total in Brunnen.
Bild: Leserbild Bote der Urschweiz
Später Jubel: Die Schweizer wendeten die Partie gegen Serbien in der zweiten Hälfte
Bild: KEYSTONE/EPA KEYSTONE/LAURENT GILLIERON

Kaum war die Partie zu Ende, formierten sich spontane Autokorsos auf den Strassen in unserer Region. Im Dorf Brunnen stand für kurze Zeit für ein Hupkonzert der Verkehr still, wie unsere Aufnahmen zeigen.

Wie viel Charakter zeigt diese Schweizer Mannschaft! Nach schwierigem, ja miserablem Start, kehrt sie die Partie in diesem "Auswärtsspiel" nach der Pause dank der Steigerung verdient und dank Granit Xhakas Weitschuss und dem langen Lauf des überragenden Xherdan Shaqiri.

Dieses Siegestor in der 90. Minute stösst die Pforte zu den Achtelfinals weit auf: Am kommenden Mittwoch reicht der Schweiz im letzten Gruppenspiel gegen das bereits ausgeschiedene Costa Rica ein Unentschieden. Und gewinnt Brasilien gleichzeitig gegen Serbien, kann sich die Schweiz sogar eine Niederlage leisten.

Bis zum erlösenden Jubel mussten die Schweizer aber 95 Minuten lang kämpfen, leiden und zittern. Wie unangenehm sich der Abend gestalten würde, wurde schon nach wenigen Minuten klar. Eine erste grosse Chance konnte Yann Sommer in der 5. Minute noch parieren, doch wenige Sekunden später kam Serbiens Mittelstürmer Aleksandar Mitrovic erneut mit dem Kopf an den Ball - 0:1. Beide Male war Ricardo Rodriguez auf der linken Seite aus dem Katz-und-Maus-Spiel mit Dusan Tadic als Verlierer herausgegangen.

Es war der Anfang einer Phase, in welcher die Schweizer die serbische Wucht einfach über sich ergehen lassen mussten. Tadic war von Rodriguez weiterhin nicht zu bändigen, und Mitrovic machte in der Mitte mit Fabian Schär im Prinzip, was er wollte. Es war zwar nicht so, dass die Schweizer viele Chancen zuliessen, aber man musste in diesen Startminuten Angst haben um sie.

Es wurde erst nach 20, vielleicht 25 Minuten etwas besser. Xherdan Shaqiri war bemüht, das Geschehen an sich zu reissen. Manuel Akanji war der bessere Auslöser der Angriffe als Granit Xhaka, und die Schweizer kam durch Blerim Dzemaili nach einer halben Stunde zu einer grossen Ausgleichschance. Nach dem Zuspiel von Steven Zuber brachte er aber nicht genügend Druck hinter seinen Schuss. Wie fragil das Nervenkostüm der Schweizer in dieser ersten Halbzeit geworden war, illustrierte keine Szene besser als diejenige der 33. Minute: Statt aus günstiger Position den Abschluss zu suchen, schlug Dzemaili eine nicht zu verarbeitende Flanke auf Haris Seferovic.

So rieb man sich verwundert die Augen: Es spielte 45 Minuten lang eine Schweizer Mannschaft, die wie eine schlechte Kopie ihrer selbst war. Es war nichts zu sehen von der Solidität, die in den letzten zwei Jahren in 23 Spielen nur eine Niederlage zuliess. Es kam die Pause und die Hoffnung, dass es so schlecht fast nicht weiter gehen konnte. Schliesslich hatten die Schweizer schon oft einen Weg zurück in ein Spiel gefunden, zuletzt am vergangenen Sonntag beim 1:1 zum WM-Auftakt gegen Brasilien.

Es war eine Hoffnung, die nicht enttäuscht wurde. Die Schweizer kamen mit einer ganz anderen Körpersprache auf den Platz zurück, sie gingen mit mehr Selbstvertrauen in die Zweikämpfe - und fanden schon in der 52. Minute den Ausgleich. Ein erster Schuss von Shaqiri wurde noch geblockt, dann drosch Xhaka den Ball aus über 20 Metern mit links ins Tor.

Dass Shaqiri nur sechs Minuten später aus der Drehung statt zum 2:1 bloss den Pfosten traf, änderte nichts an zwei Erkenntnissen: Die Schweizer waren im Spiel, und Shaqiri war endlich mal wieder der Leader in der Offensive. So gut wie gegen Serbien hat er für die Schweiz lange nicht mehr gespielt. Er kompensierte, was zum Beispiel Dzemaili und Seferovic bis zu ihren Auswechslungen an Durchschlagskraft fehlte. Er war im Sturm ein Schweizer Alleinunterhalter.

In Shaqiris Sog steigerten sich aber beispielsweise auch Xhaka oder Rodriguez, der nach katastrophalem Start in der zweiten Halbzeit mehr für die Offensive tun konnte. Doch der Weg zum positiven Resultat war noch weit und bis zuletzt mit Gefahren gepflastert. Die Serben reagierten, das mussten sie, weil auch ein Unentschieden für sie kein gutes Ergebnis gewesen wäre. Aber sie brachten zum Glück der Schweizer nicht mehr die PS der ersten Halbzeit auf den Platz. Bei stehenden Bällen machten sie sich ihre physische Überlegenheit jedoch zu Nutzen. Bei solchen Situationen gerieten die Schweizer immer wieder in Schwierigkeiten. Bis Shaqiri, natürlich er, sie erlöste.

Telegramm und Rangliste:

Serbien - Schweiz 1:2 (1:0)

Kaliningrad. - 33'167 Zuschauer. - SR Brych (GER). - Tore: 5. Mitrovic (Tadic) 1:0. 52. Xhaka 1:1. 90. Shaqiri (Gavranovic) 1:2.

Serbien: Stojkovic; Ivanovic, Milenkovic, Tosic, Kolarov; Milivojevic (81. Radonjic), Matic; Tadic, Milinkovic-Savic, Kostic (64. Ljajic); Mitrovic.

Schweiz: Sommer; Lichtsteiner, Schär, Akanji, Rodriguez; Behrami, Xhaka; Shaqiri, Dzemaili (73. Embolo), Zuber (94. Drmic); Seferovic (46. Gavranovic).

Bemerkungen: Beide Teams komplett. 58. Pfostenschuss von Shaqiri. Verwarnungen: 34. Milinkovic-Savic, 39. Milivojevic, 44. Matic (alle Foul), 87. Mitrovic (Reklamieren), 92. Shaqiri (Unsportlichkeit).

Resultate: Costa Rica - Serbien 0:1 (0:0). Brasilien - Schweiz 1:1 (1:0). Brasilien - Costa Rica 2:0 (0:0). Serbien - Schweiz 1:2 (1:0).

Rangliste: 1. Brasilien 4. 2. Schweiz 4. 3. Serbien 3. 4. Costa Rica 0. (sda)

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