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Immensee

Käufer buhlen um die letzten Erinnerungen ans Seehotel Rigi-Royal

Möbel, Geschirr, Bilder: Das Seehotel Rigi-Royal liquidiert in diesen Tagen sein ganzes Inventar. Das Angebot ist ebenso gross wie der Andrang – freuen kann sich die Besitzerfamilie aber nur zum Teil.

Schnäppchenjäger wollen offenbar nichts dem Zufall überlassen. Kaum waren die Türen zum Seehotel Rigi-Royal in Immensee Freitagmorgen geöffnet, strömten sie schon in Scharen durch die altehrwürdigen Räume. Jeder wollte das beste Stück aus der Totalliquidation ergattern, die nötig geworden ist, weil das Gebäude abgerissen werden muss. Bei der Liquidation stellte sich nicht die Frage, ob man überhaupt etwas finden würde, sondern, ob man sich denn für einen Gegenstand aus dem angesammelten Interieur entscheiden könne.

Denn die Auswahl war riesig: Berge von Tellern und Besteck, reihenweise alte Stühle und Sessel sowie Zimmer, vollgestellt mit antiken Lampen und Spiegeln, präsentierten sich den Kunden. «Man muss schnell sein, wenn man etwas ergattern will. Gerade wenn man wie wir ein Besteck- oder Gläserset für rund 80 Leute kaufen möchte», sagten Markus und Susanne Hofstetter vom Gutsbetrieb Sunnehof, der keine 500 Meter vom «Rigi-Royal» entfernt liegt.

Viele Gastronomen unter den Kunden

Das Geschirr gehörte mitunter zu den beliebtesten Waren bei den Kunden. Unter ihnen fanden sich viele Gastronomen. So etwa Roland Scherer, Besitzer des Hotels Terrasse am See in Vitznau. Er sei explizit auf der Suche nach Antikem, das zu seiner Ausstattung im Hotel passe. «Das Silberbesteck hat es mir angetan», sagte er. «So etwas kann man heutzutage kaum mehr im Handel kaufen.»

Doch nicht nur ganze Sets oder grosse Objekte sind derzeit im Seehotel zu kaufen, sondern auch unzählige kleine Gegenstände. Jeder einzelne ist mit einem Preisschild versehen. Ab einem Franken bis hin zu Preisen im dreistelligen Bereich ist alles zu sehen und zu haben. Ein Spiegel mit dunklem Holzrahmen etwa kostete zwischen 10 und 20 Franken. Die wahren Schnäppchen­jäger kamen also auf ihre Kosten. So freuten sich zum Beispiel Bernadette Oet und Wolfgang «Wolf» Steiger vom La Berenice in Steinen SZ über eine Pfeffermühle. Die Marke: Peugeot. «Die haben das beste Mahlwerk», schwärmt Oet.

Neben den vielen freudigen – und teils auch gierigen – Blicken der geschätzten 100 Schnäppchenjäger, die sich alleine am Freitagmorgen im Seehotel einfanden, lag auch ein wenig Wehmut in der Luft. Besonders bei Hotel-Mitinhaber Hanspeter Ruckstuhl. Die Familie steht schon seit vier Generationen in diesem traditionsreichen Haus. Verständlich, dass ihm die Totalliquidation nahe ging. «Es tut schon sehr weh», gestand er, fügte aber an: «Es ist schön, wenn Stammgäste und Einheimische ein letztes Erinnerungsstück mitnehmen können.» Er selber habe bereits das Holz-Buffet aus den 1850er-Jahren, welches im grossen Saal steht, für sich «reserviert». «Das ist unverkäuflich», sagte er.

Neubau mit 15 Wohnungen

Die Totalliquidation im Seehotel Rigi-Royal dauert noch bis nächsten Dienstag (siehe Hinweis). Der Betrieb im 75-Betten-Haus wird nur noch teilweise aufrecht- gehalten. Die Terrasse ist bis Ende Oktober nur bei sonnigem Wetter geöffnet. Zimmer könne man zwar noch buchen, allerdings im Nebengebäude.

Das in die Jahre gekommene Hauptgebäude soll 2018 abgerissen werden. Geplant ist, dass an gleicher Stelle ein Neubau entsteht. In diesem sollen 15 Wohnungen und ein Restaurant Platz finden. Darüber freut sich Hanspeter Ruckstuhl: «Das ‹Rigi-Royal› war schon immer eine Herberge – das soll es auch bleiben.»

 

Niels Jost

niels.jost @luzernerzeitung.ch

Hinweis

Die Liquidation im Seehotel Rigi-Royal, Dorfplatz 2, Immensee, dauert noch bis Dienstag, 23. Mai.

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