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Ski alpin

Corinne Suter kennt ihr Manko bestens

Für Corinne Suter (23) beginnt am Freitag mit der Abfahrt von Lake Louise die Saison. Auf dieser Strecke spielten sich die Karriere-Höhepunkte der Schwyzerin ab. Jetzt will sie daran anknüpfen.
Trainingsfahrt von Corinne Suter im Schneegestöber von Lake Louise/Alberta. / Bild: Frank Gunn/Keystone (Lake Louise, 28. November 2017)

Positiv ausgedrückt ist Corinne Suter (23) mit reichlich Ehrgeiz gesegnet. Eine Eigenschaft, die der Athlet benötigt, um sich im Weltcup durchzusetzen. Denn hier geht es für die meisten nur in kleinen Schritten vorwärts – und nicht selten in grösseren wieder zurück. Ausnahmeerscheinungen gibt es wenige. Lara Gut ist eine. Mit 17 Jahren fuhr sie bei ihrer allerersten Weltcup-Abfahrt auf den dritten Platz, im selben Kalenderjahr folgte auch schon der erste Sieg – im Super G.

Negativ ausgedrückt, will Corinne Suter zu viel. Und das ist wenig produktiv in dieser Sportart, wo Rückschläge und nicht allzu berauschende Platzierungen ein wesentlicher Teil auf dem Weg nach oben sind.

Suter kennt ihr Manko bestens. In der vergangenen Saison fiel sie wieder in dieses alte Muster zurück. Der Auftakt gelang damals. In Lake Louise wurde sie Vierte in der Abfahrt, einen ­ Tag später folgte der 7. Platz im Super G. Da sie bereits in der Vorsaison mit fünf Top-Ten-Klassierungen glänzte und jetzt wieder an den vordersten Plätzen kratzte, wurde das Umfeld ein wenig ungeduldig. Immer wieder musste die Schwyzerin Prognosen abgeben, wann denn jetzt der erste Podestplatz folgen würde. Die Top 10 waren nicht mehr gut genug. Suter studierte zu viel und erlebte in der Folge eine Durststrecke, die sie eigentlich erst wieder nach der Heim-WM in St. Moritz überwand.

Mit dem Schoner über dem Handschuh

Doch jetzt steht eine neue Saison an. Sie wolle sich nicht allzu hohe Ziele stecken, sagt Suter. Die Probleme des letzten Winters scheinen auf einmal vorgestrig, wenn Suter in einer unaufgeregten Art über die anstehenden Speed-Rennen in den kanadischen Rocky Mountains spricht. Freitag und Samstag findet je eine Abfahrt statt (beide 20.30/SRF zwei), Sonntag der Super G (19.00/SRF zwei). Lake Louise ist so etwas wie ihr Lieblingsrennen. «Es fängt schon bei der Landschaft an. Mir gefällt diese Weite hier, die Strecke sowieso. Viele sagen, es sei eine einfache Piste. Das sehe ich anders. Es braucht viel, um hier schnell zu sein.» Und ihr gelang dies nicht nur in der letzten Saison, sondern auch schon 2015, als sie Sechste wurde. «Ich will sicher eine beherzte Fahrt von oben bis unten zeigen. Ein richtiges Geheimrezept gibt es nicht.» In der Saison-Vorbereitung wurde Suter von einer Verletzung ausgebremst, im Trainingslager in Chile zog sie sich ­einen Bänderriss im linken Daumen zu. Während zwei Monaten durfte sie nicht durch die Tore fahren. An diesem Wochenende wird Suter mit einem Schoner über dem Handschuh die Rennen absolvieren, ein Handicap sei dies aber nicht, sagt sie.

Weniger Routine im Team

Hinter Lara Gut ist Corinne Suter zur internen Nummer 2 aufgestiegen, nachdem Fabienne Suter per Saisonende zurücktrat. Von der Routine der 32-jährigen aus Sattel profitierte das ganze Team, insbesondere aber Corinne Suter, die mit der Namensvetterin nicht verwandt ist. «Am Anfang war es sehr ungewohnt ohne sie. Sie war eine Person, die ich während des Winters praktisch täglich sah. Und jetzt plötzlich kaum mehr.» Doch die Trainer von Swiss-Ski schärfen den Athletinnen immer wieder ein, sich weder von Betreuern noch von anderen Fahrerinnen abhängig zu machen. Eine Philosophie, die sich auch Suter zu Herzen nimmt: «Auch ohne Fabienne können wir uns gegenseitig pushen», sagt sie.

Zu den abwesenden Athletinnen gehört in Lake Louise auch Ilka Stuhec, die letztjährige Siegerin. Die slowenische Abfahrts-Weltmeisterin von St. Moritz riss sich in der Vorbereitung das Kreuzband. Dass die Stöckli-Fahrerin im Olympia-Winter noch zurückkehrt, ist unwahrscheinlich. Wie Corinne Suter wohl richtig vermutet, dürfte Lindsey Vonn «sicher richtig Gas geben auf ihrer Piste». Die Amerikanerin hat in Lake Louise schon ­18-mal (14 Abfahrt, 4 Super G) gewonnen.

Claudio Zanini

Weltcup

Frauen. Lake Louise (CAN). Freitag, 20.30: Abfahrt. – Samstag, 20.30: Abfahrt. – Sonntag, 19.00: Super-G. (SRF zwei überträgt alle Rennen live)

Das Schweizer Aufgebot: Lara Gut, Corinne Suter, Joana Hählen, Michelle Gisin, Denise Feierabend, Priska Nufer, Jasmine Flury.

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