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Hochstuckli

Aufs richtige Bremsen kommts an

Beim Horämänelrennen auf Sattel-Hochstuckli war auch der erfolgreichste Fahrer der letzten Jahre, Hubert Schärli, am Start. Er erklärt, worauf es in dieser Sportart besonders ankommt.
Vreni Schuler und Fränzi Tschümperlin im Schuss talabwärts.
Bild: Dominik Wunderli, Luzerner Zeitung
Legen sich in die Kurve: Roman Holdener und Fabian Nussbaumer vom HMC Schwyz.
Bild: Dominik Wunderli, Luzerner Zeitung

Thomas Heer

Nach seiner Fahrt über die rund 1700 Meter lange Strecke, fachsimpelte Hubert Schärli mit anderen Rennteilnehmern und tauschte sich auch mit Remi Haldi aus, mit dem zusammen er den gestrigen Wettkampf bestritt. Der Anlass wurde an diesem Wochenende zum 28. Mal auf Sattel-Hochstuckli ausgetragen. «Horämänelrennen» heisst der Wettkampf. Horä steht dabei für Horn, der Mänel ist der Schlitten.

In dem Augenblick, als sich Schärli dem Reporter zuwandte, fuhr fast gleichzeitig Marco Schmidiger mit seinem Partner Pius Felder durchs Ziel und überholte Schärli, der bislang die Bestzeit hielt, um einen Wimpernschlag. Das löste beim 46-Jährigen aber keineswegs Missmut aus. Im Gegenteil: Der Routinier freute sich für seinen fast 20 Jahre jüngeren Konkurrenten und sagte: «Es ist gut, wenn die Jungen nachstossen.» Schärli hat auf dem Hochstuckli schon so oft gewonnen, dass ihn eine Niederlage nicht aus der Fassung bringt. Sinngemäss sagte er weiter, es könne diesem Sport nur gut tun, wenn mal andere Gesichter im Rampenlicht stehen.

Bremsen wie Michael Schumacher

Schärli bestritt am Samstag sein 200. Hornschlittenrennen. Wie viele er davon gewonnen hat, weiss der Willisauer jedoch nicht ganz genau. «Es dürften etwa siebzig sein.» 200 Rennen und davon 70 Siege – diese Zahlen sprechen für sich. Nicht verwunderlich also, dass der Luzerner in der Szene der Hornschlittenfahrer ein sehr hohes Ansehen geniesst.

Was aber, Hubert Schärli, macht einen erfolgreichen Schlittenfahrer aus? Der Angesprochene, der am Samstag Zweiter wurde, spricht zuerst vom Material und kommt dabei auf Fritz Heiniger zu sprechen. Dieser Wagner und Sägereibetreiber aus Fontannen fertige, so Schärli, die besten Schlitten. Und weiter: «Viele in der Szene setzen auf Heinigers Schlitten. Sie sind einfach die schnellsten.»

Und was braucht es von den Fahrern für herausragende Eigenschaften, damit sie Rennen gewinnen können? Schärli, der seine Karriere 1997 begann, zitiert dabei den siebenfachen Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher: Aufs Bremsen komme es an, erklärte der Deutsche einmal. Oder anders ausgedrückt: Mit möglichst geringer Tempoeinbusse durch die technisch anspruchsvollen Passagen fahren. Wenig Bremsen heisst viel Siegen.

Während seiner Laufbahn hatte Schärli, der für die Schlittelgruppe Heiligchrüz an den Start geht, auch einige heftige Stürze zu verdauen. «Aber schwere Verletzungen», so der Seriensieger «habe ich nie erlitten.»

Auch ein Kranz-Schwinger war am Start

Marco Schmidiger, der Sieger vom Samstag, bezeichnet das Hornschlittenrennen als sein zweites Hobby. «Ich habe bislang etwa 70 Rennen bestritten, einige davon konnte ich auch gewinnen.» In der wärmeren Jahreszeit begegnet man Schmidiger oft bei Schwingfesten. Letztes Jahr gewann er am Urner Kantonalen einen Kranz.

Auf Hochstuckli massen sich auch Frauenteams. So ging unter anderen Madlen Meier zusammen mit Michaela Uhr an den Start. Die beiden sprachen von einer anspruchsvollen Fahrt. Dies, weil die Pistenverhältnisse teilweise sehr hart gewesen seien. Den beiden Sportlerinnen vom Hornschlittenclub Luzern ging es beim Wettkampf aber weniger ums Gewinnen. «Wir wollen einfach Spass haben.»

Hornschlitten werden seit Jahrhunderten auch in der Landwirtschaft eingesetzt. Noch heute wird in Berggebieten vereinzelt Heu oder Holz mit Hornschlitten transportiert. Ein solches Gerät ist vorzugsweise aus langfasrigem Eschenholz gefertigt. Die Kufen sind entweder hölzern oder aber aus Metall.

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