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Brunnen

19 Benziger-Bilder verschwunden

Im Brunner Grand Palais hingen bis vor Kurzem 19 Gemälde von Kunstmaler August Benziger. Nach jahrelangem Hickhack um Eigentumsrechte sind sie nun bei Nacht und Nebel verschwunden. Die Polizei ermittelt.
Das Grand Palais trohnt eingangs Dorf Brunnen über dem See.
Bild: Andreas Seeholzer, Bote der Urschweiz

Josias Clavadetscher

Die Auseinandersetzung dauert schon sehr lange und wurde von Jahr zu Jahr verbissener und schärfer. Alles dreht sich um 19 Porträts, die bisher in der ehemaligen Hotelhalle, im Rauchsalon, in der Rezeption und den allgemeinen Räumen des Grand Palais platziert waren.

Bei den Streitigkeiten geht es um die Frage, ob diese Bilder zum Inventar des ehemaligen Grand Hotels gehören oder ob sie im Gegensatz dazu lediglich eine Leihgabe waren und sind. In dieser Kontroverse stehen sich die 31 Stockwerkeigentümer des Grand Palais und der damalige Verkäufer der Wohnungen und Immobilienmakler der Résidence Belle Epoque AG gegenüber. 

Zügelfirma transportierte
alle Bilder weg

Auf einen entsprechenden Antrag, die Bilder «herauszugeben», hat der Ausschuss der Eigentümergemeinschaft zuletzt mit qualifiziertem Mehr jedoch beschlossen, dass die Bilder im Grand Palais bleiben. Der damalige Verkäufer der Wohnungen könne gar nicht Eigentümer sein, wurde argumentiert, höchstens habe er eine Verfügungsberechtigung. 

Dieser Entscheid ist inzwischen hinfällig geworden. Vor einigen Tagen fuhr abends ein Zügelunternehmen aus der Region vor, demontierte alle Bilder und transportierte sie ab.
Seitdem hängt auch im Grand Palais der Haussegen schief. Es wird geltend gemacht, dass der damalige Mehrheitsbeschluss missachtet worden sei.

Umgekehrt ist von angeblichen Drohungen beim Abtransport die Rede und davon, dass die Stockwerkeigentümer weitere Anwalts- und Gerichtskosten vermeiden wollten. Aber selbst wenn es sich bei den Bildern um Leihgaben handeln sollte, könne man sie nicht einfach abtransportieren. 

Polizei hat Ermittlungen
aufgenommen

Der Vorfall hat inzwischen weitere Auswirkungen. So ist bei der Kantonspolizei Anzeige erstattet worden, gegen die Leitung des Ausschusses der Stockwerkeigentümerschaft, gegen den Auftraggeber für den Wegtransport und auch gegen die Verantwortlichen der Transportfirma.

Polizei-Mediensprecher David Mynall bestätigte, dass eine «unrechtmässige Aneignung» gemeldet worden sei. Die polizeilichen Ermittlungen klären nun ab, wer überhaupt Eigentümer der Bilder ist. Weiter werden an der nächsten Eigentümerversammlung im Grand Palais zudem Anträge auf die Abwahl der Ausschuss-Verantwortlichen gestellt. 

Die Bilder befinden sich momentan offenbar bei einem Restaurator. Eine Sicherstellung erachtet die Polizei derzeit als nicht notwendig. Bei allen Bildern handelt es sich um Porträts. Alle sind aufwendig und stilecht gerahmt. Die Bilder sind gesamthaft für 240 000 Franken versichert. Unklar ist jedoch, welchen Marktpreis die Porträts auf dem Kunstmarkt haben oder hätten.

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