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Biologie

Invasion von Ameisen

Eine Ameisenkolonie aus dem Mittelmeerraum hat sich auf einem Friedhof in Cully VD eingenistet. Nun kämpft die Gemeinde mit Spezialisten gegen die Invasion der kleinen Biester, die die lokalen Arten bedrohen.
Im Gegensatz zu den einheimischen Ameisen macht die Tapinoma magnum keinen Winterschlaf. (Symbolbild)
Bild: KEYSTONE/AP WYOMING TRIBUNE EAGLE/MICHAEL SMITH

Die Ameisenart mit dem lateinischen Namen Tapinoma magnum hat in der Gemeinde Cully am Genfersee etwa zwei Hektaren befallen. Die Eindringlinge wurden sehr wahrscheinlich durch eine Topfpflanze eingeschleppt, wie Gemeinderätin Evelyne Marendaz-Guignet auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda erklärte. Sie bestätigte damit einen Bericht der Tageszeitung "24heures" vom Donnerstag.

Die ersten Krabbeltierchen wurden im August 2017 entdeckt. Eine Kinderkrippe unterhalb der Dorfkirche und des Friedhofs schlug zuerst Alarm. Manche Einwohner hätten die kleinen Biester auch in ihren Häusern gefunden, erzählt Marendaz-Guignet.

Die Gemeinde habe daraufhin Spezialisten aufgeboten, um der Ameisenplage Einhalt zu gebieten. In einer ersten Phase geht es darum, dass sich die Ameisen nicht weiter ausbreiten können. Einer Baustelle in der Nähe des betroffenen Geländes wurde deshalb verboten, Erde weg zu transportieren.

Einheimische Ameisen bedroht

Die Biologen müssen ein Mittel finden, um die Eindringlinge einzudämmen und schliesslich auszumerzen. Der Ameisenspezialist Daniel Cherix weiss, dass die Tapinoma magnum "furchtbare chemische Waffen" besitzt, stärkere als viele andere Arten. Deshalb bedrohen sie die einheimischen Ameisen und können die Artenvielfalt beeinflussen.

Der Biologe hat bereits Schäden in den Gärten der Umgebung festgestellt. Trotzdem stellen die Eindringling keine Gefahr für den Menschen dar. "Sie stechen nicht und übertragen keine Krankheiten, aber sie können beissen."

Resistent gegen Kälte

Im Gegensatz zu den einheimischen Ameisen machen diejenigen aus dem Mittelmeerraum keinen Winterschlaf. Sie waren im November bei sechs Grad noch aktiv. "Die Kolonie verträgt den Frost recht gut, und jedes Nest kann bis zu 350 Königinnen beherbergen," so Cherix. Diese "beeindruckenden Besonderheiten" machten aus der Tapinoma magnum denn auch eine extrem invasive Art.

Bisher trat die mediterrane Ameisenart erst in drei Ländern Mitteleuropas auf, 2009 in Deutschland, 2013 in den Niederlanden und 2014 in Belgien. Sie nistet sich mit Vorliebe in Städten und in Umgebungen ein, die vom Menschen verändert wurden. (sda)