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Papstreise

Papst begrüsst Indigene bei Messe in Chile

Papst Franziskus hat in Chile die Unterdrückung und Ausgrenzung der indigenen Mapuche angeprangert. "Wir müssen die Denkweise ablegen, dass es höhere und niedere Kulturen gibt", sagte der Papst am Mittwoch bei einer Messe in Temuco.
Papst Franziskus begrüsst Mapuche bei der Messe in Temuco.
Bild: KEYSTONE/EPA EFE/LUCA ZENNARO

"Die Einheit (der Gesellschaft) entsteht nicht und wird nicht daraus entstehen, die Unterschiede zu neutralisieren oder verstummen zu lassen, sie ist nicht ein Trugbild erzwungener Integration oder angleichender Ausgrenzung", sagte Franziskus in dem Ort 600 Kilometer südlich von Santiago de Chile.

An der Messe nahmen 23 Vertreter von Mapuche-Gemeinden in Chile und Argentinien teil. Auf dem ehemaligen Flugplatz von Maquehue kamen rund 200'000 Menschen zusammen, weit weniger als die halbe Million, die von den Organisatoren erwartet worden war.

Widerstand gegen Europäer

In Chile leben rund 1,3 Millionen Mapuche, das entspricht neun Prozent der Bevölkerung. Sie fordern seit Jahrzehnten die Rückgabe von Ländereien im Süden des Landes. Ihre Vorfahren hatten den härtesten Widerstand gegen die spanischen Konquistadoren geleistet. Bis zum 19. Jahrhundert hatten sie ein unabhängiges Gebiet.

Landenteignungen und massive Eingriffe in die Natur wie Staudamm-Projekte führten zu sozialen Problemen, die Lage vieler Mapuche ist prekär. Im Vorfeld des Papstbesuches wurden mehrere Kirchen angegriffen, dabei gab es Hinweise auf eine Beteiligung radikaler Mapuche-Aktivisten.

Nur wenige Stunden vor der Ankunft des Papstes in Südchile wurden in der Region drei Helikopter in Brand gesetzt. Weitere Brandanschläge wurden am Morgen auf eine Schule und eine Kirche nur 90 Kilometer von Temuco entfernt verübt. An den Tatorten wurden von Mapuche-Aktivisten unterzeichnete Flugblätter gefunden.

Warnung vor Gewalt

Franziskus warnte bei der Messe, es gebe zwei Arten der Gewalt, die Einheits- und Versöhnungsprozesse gefährdeten. Die Gewalt der Zerstörung und Vernichtung könne nur zu grösserer Gewalt und Spaltung führen. Es gehe aber auch um die Ausarbeitung "schöner" Vereinbarungen, die niemals umgesetzt werden. "Auch dies ist Gewalt, weil es die Hoffnung zunichte macht", sagte der Papst.

Zuvor hatte der Papst um Verzeihung für sexuellen Missbrauch durch Priester gebeten. Überraschend kam er in der Apostolischen Nuntiatur in Santiago de Chile auch selbst mit Missbrauchsopfern zusammen.

"Das Treffen war rein privater Natur. Niemand weiteres war anwesend, nur der Papst und die Opfer", teilte der Vatikan mit. "So konnten sie dem Papst von ihrem Leid berichten. Er hörte sie an und betete und weinte mit ihnen."

Nach seiner ersten Lateinamerika-Etappe in Chile reist der Pontifex am Donnerstag nach Peru weiter, wo er bis Sonntag Lima, die Hafenstadt Trujillo im Norden und Puerto Maldonado im Amazonasgebiet besuchen will. (sda/dpa)