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Glücksspiel

Neue Casino-Konkurrenz aus Liechtenstein

Liechtenstein hat wieder ein Spielcasino, und die Ostschweizer Spielbanken haben neue Konkurrenz. Die erste Spielstätte im Fürstentum seit über 170 Jahren öffnete am Mittwoch in Ruggell ohne grosses Zeremoniell die Tore.
"Faites vos jeux" heisst es seit Mittwoch auch in Liechtenstein (Symbolbild).
Bild: KEYSTONE/GAETAN BALLY

Betrieben wird die Spielbank von der Casino Admiral Liechtenstein. An der Firma beteiligt sind die Schweizer ACE Casino Holding und zu einem Drittel die Grand Resort Bad Ragaz AG.

Seit 1846 gab es im Fürstentum kein Casino mehr. Die Tore in eine neue Epoche und fürs spielbegeisterte Publikum konnten am Mittwoch nach einer mehrjährigen Planungs- und Umsetzungsphase im Geschäftszentrum Kokon in Ruggell, der nördlichsten Gemeinde, aufgestossen werden.

Anzutreffen sind laut der Casino Admiral Liechtenstein fünf Live-Game-Tische und über 100 Spielautomaten mit Jackpot-Systemen. Die Lage sei perfekt. Dank der direkten Anbindung an die Autobahn habe das Casino ein weiträumiges Einzugsgebiet wird Verwaltungsratspräsident Stefan Hassler in der Firmenmitteilung zitiert.

Der Eintritt kostet nichts. Kundinnen und Kunden erwartet eine "legere Kleiderordnung". 45 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen.

Glücksspielverbot aufgehoben

Die Politik tat sich anfangs schwer mit der Idee eines Casinos in Liechtenstein. Der frühere Regierungschef Mario Frick sagte Anfang 1999 gegenüber dem Lokalsender "Radio L", ein Spielcasino könne einen Eldorado-Touch nach Liechtenstein bringen, "und das brauchen wir nicht".

Mitte 2010 aber war der Bann gebrochen. Das Liechtensteiner Parlament, der Landtag, stimmte einem neuen Geldspielgesetz zu und hob gleichzeitig das seit 1949 bestehende Glücksspielverbot auf. Regierung und Parlament versprachen sich davon Impulse für die Liechtensteiner Volkswirtschaft.

Endloses Hickhack

Zwei Unternehmen bewarben sich um eine Konzession. Ein Bewerber bekam sie, worauf der andere die Vergabe vor Gericht anfocht. Es folgte ein langer Rechtsstreit, bei dem auch der EFTA-Gerichtshof in Luxemburg bemüht wurde. Die Auseinandersetzung endete mit einer gerichtlichen Feststellung, wonach die Ausschreibung wiederholt hätte werden müssen. Das geschah nicht.

Regierung und Parlament hatten genug vom Hickhack und starteten einen neuen Anlauf unter veränderten gesetzlichen Bedingungen. Sie änderten das bisherige Konzessionssystem zu einem Polizeibewilligungssystem. Neu kann sich um eine Spielbanken-Bewilligung bemühen, wer sich dazu berufen fühlt. Vorher war die Vergabe von nur einer Konzession vorgesehen.

Einige Konkurrenz in der Nachbarschaft

Die Casino-Betreiber in Ruggell versprechen sich gute Geschäfte, nicht zuletzt aufgrund der Lage der eröffneten Spielbank im Dreiländer-Eck von Liechtenstein, der Schweiz und Österreich. Allerdings ist einige Konkurrenz in der Nachbarschaft vorhanden.

Spielfreudige Liechtensteiner können innerhalb von etwa einer halben Stunde nicht weniger als sechs andere Casinos ausser Landes ansteuern. Sie befinden sich in Bad Ragaz SG, St. Gallen, Pfäffikon SZ, im österreichischen Bregenz sowie in Konstanz und Lindau in Deutschland.

Tiefere Steuersätze

Das Liechtensteiner Casino hat allerdings einen Vorteil: tiefere Steuersätze. Sie liegen zwischen 17,5 und 40 Prozent. Der Steuersatz steigt, je höher der Ertrag ausfällt. In Österreich beträgt die Abgabe 30 Prozent.

In der Schweiz müssen die Betreiber zwischen 40 und 80 Prozent des Bruttospielertrags dem Staat abliefern. Wobei der Höchstsatz von 80 Prozent theoretischer Natur ist. Der höchste durchschnittliche Abgabesatz, der zur Anwendung kam, lag 2010 für A-Spielbanken bei knapp 56 Prozent. (sda)