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Kolumbien

Gewalt in Kolumbien trotz Friedensvertrag

Ein Jahr nach der Unterzeichnung des Friedensabkommens zwischen der kolumbianischen Regierung und der FARC-Guerilla nimmt die Gewalt in einigen Gebieten des Landes wieder zu. Zu diesem Schluss kommt die Menschenrechtsorganisation Amnesty International.
Nach der Entwaffnung der FARC-Guerilla in Kolumbien kämpfen in gewissen Landesteilen andere Paramilitärs um die Vorherrschaft. (Archivbild)
Bild: KEYSTONE/AP/CHRISTIAN ESCOBAR MORA

In den von den FARC verlassenen Gebieten kämpften nun andere Guerilla-Gruppen und Paramilitärs um die Vorherrschaft, heisst es in einem am Mittwoch in Bogotá vorgestellten Amnesty-Bericht. Die eskalierende Gewalt richte sich insbesondere gegen indigene und afrokolumbianische Gemeinden sowie gegen Menschenrechtsverteidiger.

"Der Staat hat die Menschen in den Gebieten, aus denen sich die FARC im Rahmen des Friedensprozesses zurückgezogen haben, schutzlos paramilitärischen Gruppierungen und anderen bewaffneten Gruppen überlassen", kritisierte der Generalsekretär von Amnesty in Deutschland, Markus N. Beeko, in Bogotá. Diese drangsalierten die Bevölkerung "mit Vertreibungen, Entführungen und Morden".

Der Bericht beleuchtet die Lage in Kolumbien nach dem Friedensschluss mit der FARC am Beispiel der Region Chocó im Westen des Landes. Dort und in anderen Regionen des südamerikanischen Landes seien "Behörden und staatliche Sicherheitskräfte praktisch nicht präsent", kritisierte Beeko. Wer Verstösse anzeige oder Rechte geltend mache, werde bedroht und getötet.

92 Menschenrechtler getötet

Nach UNO-Angaben seien seit Jahresbeginn 92 Menschenrechtsverteidiger ermordet worden, kritisierte Amnesty. Kinder und Jugendliche würden weiter von bewaffneten Gruppen rekrutiert und auch sexualisierte Gewalt sei "nach wie vor weit verbreitet".

Die Regierung von Kolumbiens Staatschef Juan Manuel Santos sei "gefordert, die im Friedensabkommen zugesagten Landrückgaben, Entschädigungen und insbesondere den Schutz der Betroffenen umzusetzen", erklärte Beeko. Der Staat müsse "Präsenz zeigen und konsequente Massnahmen einleiten".

Die Guerrillagruppe Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens (FARC) hatte ein halbes Jahrhundert lang gegen die Regierung in Bogotá gekämpft. Mehr als 260'000 Menschen wurden in dem Konflikt getötet.

Im November 2016 schlossen beide Seiten ein Friedensabkommen. Die FARC gab darauf ihre Waffen ab und tritt nun als politische Partei auf. Santos wurde für die Beilegung des Konflikts mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. (sda/afp)