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G7-Gipfel

Flüchtlingskrise kaum Thema am G7-Gipfel

US-Präsident Donald Trump blockiert die Gruppe der sieben führenden westlichen Industrienationen (G7). Auf dem G7-Gipfel in Taormina auf Sizilien zeigte sich am Freitag grosse Uneinigkeit mit den USA über Freihandel, Klimaschutz und in der Flüchtlingsfrage.
Auf dem G7-Gipfel in Taormina auf Sizilien zeigte sich grosse Uneinigkeit mit den USA über Freihandel, Klimaschutz und in der Flüchtlingsfrage.
Bild: KEYSTONE/EPA BPA POOL/GUIDO BERGMANN / POOL HANDOUT

Allein im Kampf gegen den Terrorismus demonstrierten die Staats- und Regierungschefs nach dem verheerenden Anschlag in Manchester Einigkeit und sicherten zu, ihre Anstrengungen zu "verdoppeln".

Die Blockadehaltung Trumps verurteilte die G7-Gruppe ansonsten aber zur Untätigkeit. Der US-Präsident brüskierte auch Gastgeber Italien mit seinem Widerstand gegen einen umfassenden Plan zur Bewältigung der Flüchtlingsfrage.

Nach dem NATO-Gipfel in Brüssel, wo schon grosse Differenzen zu Tage getreten waren, blieb Trump auch in Italien auf Konfrontationskurs. Sein Widerstand gegen gemeinsame Lösungsansätze verhinderte früher mögliche Kompromisse. Es wurde die Sorge geäussert, dass Trump die Funktion und Bedeutung der jährlichen Treffen der Staats- und Regierungschefs untergrabe. Kritiker sprachen von "Trampel-Trump".

Offene Fragen

Offen ist, ob sich die G7 nach den zweitägigen Beratungen im Abschlussdokument - wie in der Vergangenheit - klar für freien Handel und gegen Protektionismus aussprechen. Bisher hatten die neue US-Regierung auch im Kreis der grossen Industrie- und Schwellenländer (G20) ein Bekenntnis blockiert. Trumps Wirtschaftsberater Gary Cohn sagte, es gehe den USA um faire Spielregeln.

Im Streit über den Klimaschutz appellierten die übrigen sechs G7-Länder an die USA, nicht aus dem Pariser Klimaschutzabkommen auszusteigen.

"Die Frage zum Klimaabkommen von Paris ist in der Schwebe", sagte Italiens Ministerpräsident Paolo Gentiloni, der den G7-Vorsitz innehat, am Freitag in Taormina. Die Regierung von US-Präsident Donald Trump habe bei dem Thema noch keine Position festgelegt. Man hoffe auf eine "positive Entscheidung" aus Amerika.

Die andern sechs G7-Staaten stehen zu dem Abkommen, das die Staatengemeinschaft verpflichtet, den Ausstoss von Treibhausgasen zu verringern. Berater Cohn sagte, der US-Präsident empfinde die Verpflichtungen als "ungerecht" und schädlich für die Wirtschaftsentwicklung der USA. "Wir müssen Vorschriften loswerden, die Wachstum behindern."

EU-Ratspräsident Donald Tusk Tusk sprach vom "schwierigsten G7-Gipfel in Jahren". Auch andere Beobachter sahen einen "Tiefpunkt" in der Geschichte der G7 und warnten vor einem "Reinfall".

Ausser Trump sind auch Gentiloni sowie Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, die britische Premierministerin Theresa May neu in der Runde, in der die deutsche Kanzlerin Angela Merkel die Dienstälteste ist. Ebenfalls dabei sind die Premiers von Kanada und Japan, Justin Trudeau und Shinzo Abe.

Informationsaustausch verstärken

Unter dem Eindruck der Attacke in Manchester einigten sich die G7 darauf, dass sich die Innenminister treffen sollen. Zudem riefen sie soziale Netzwerke auf, ihre Anstrengungen gegen den Missbrauch des Internets durch Verbreitung für islamistische und terroristische Propaganda zu erhöhen.

Auch soll der Informationsaustausch unter den Ländern verbessert werden. "Das ist essenziell", sagte Merkel. Zudem sollen die Finanzierungsquellen von Terroristen trockengelegt werden.

Um in der Frage eine gemeinsame Erklärung der G7 zum Abschluss des Gipfels am Samstag hinzubekommen, erwarteten italienische Diplomaten eine lange Nacht für die Unterhändler der Staats- und Regierungschefs.

Treffen mit afrikanischen Ländern

Für den zweiten Gipfeltag ist ein Treffen mit Vertretern mehrerer afrikanischer Ländern geplant. G7-Gastgeber Italien will dann über Migration und den Kampf gegen Hungersnöte reden.

Aktivisten hatten eindringlich an die G7 appelliert, mehr Geld für den UNO-Hilfsappell zur Verfügung zu stellen. Gastgeber Italien musste aber schon im Vorfeld eine Initiative für Ernährungssicherheit sowie seinen Plan für eine bessere Bewältigung der Flüchtlingskrise aufgeben.

Italien hatte die positiven Aspekte der Zuwanderung und neue Ansätze im Umgang mit Flüchtlingen hervorheben wollen. Wie die Nachrichtenagentur dpa erfuhr, bestanden die US-Unterhändler aber darauf, stattdessen nur zwei Paragrafen in die Abschlusserklärung aufzunehmen, die Grenzsicherung und Sicherheitsaspekte betonen. (sda/dpa/afp)