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Flüchtlinge

Papst kritisiert Flüchtlingspolitik scharf

Papst Franziskus hat einige der Flüchtlingscamps in Europa als "Konzentrationslager" bezeichnet. Abweichend vom Redetext äusserte sich das römisch-katholische Kirchenoberhaupt zu den Flüchtlingslagern.
Papst Franziskus während seiner Ansprache in der Bartholomäuskirche
Bild: KEYSTONE/AP ANSA POOL/MAURIZIO BRAMBATTI

Franziskus wirkte am Samstag bei einer Zeremonie zu Ehren christlicher Märtyrer der Gegenwart ungewöhnlich emotional, als er auf eine Christin zu sprechen kam, die wegen ihres Glaubens vor den Augen ihres muslimischen Ehemanns getötet worden war.

Er habe den Mann der Toten im vergangenen Jahr beim Besuch eines Flüchtlingslagers auf der griechischen Insel Lesbos getroffen, sagte Franziskus, ohne die Herkunft des Mannes oder seiner Frau zu nennen. Der Flüchtling habe ihm berichtet, wie seiner Frau die Kehle durchgeschnitten worden sei, als sie sich geweigert habe, ihr Kreuz abzulegen, das sie um den Hals trug.

"Ich weiss nicht, was aus ihm geworden ist, ob er es aus seinem Konzentrationslager heraus geschafft hat", sagte der Papst. An anderer Stelle während der Zeremonie in der römischen Bartholomäuskirche sprach der 80-jährige Papst von "diesen Konzentrationslagern - es gibt so viele, volle Konzentrationslager ... weil internationale Abkommen anscheinend wichtiger sind als Menschenrechte".

Scharfe Kritik

Papst Franziskus rügte auch grundsätzlich die Flüchtlingspolitik der Europäischen Union. Er pries die Grosszügigkeit von Staaten wie Griechenland und Italien, wo die meisten Flüchtlinge anlanden, und kritisierte Abkommen, die eine gleichmässige Verteilung auf alle Mitgliedstaaten verhindern.

Einwanderung sei im Interesse Europas, sagte er. Die Europäer bekämen immer weniger Kinder, schlössen aber zugleich die Türen für Flüchtlinge. "Das nennt sich Selbstmord", sagte das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche. (sda/afp/dpa)